Di 10. April 2012
Wie gross werden Juden?
Peter
Di 10. April 2012
Inga Neubauer
Liebe Inga,
ich weiß nicht, ob Deine Eltern Dich haben taufen lassen. Wenn Sie das gemacht haben, dann haben Sie Dich damit auch schon als kleines Kind in die christliche Gemeinschaft aufgenommen. Manche (nicht-katholische) christliche Gemeinschaften taufen tatsächlich erst Erwachsene, aber das ist eher die Ausnahme.
Im Judentum ist es noch ein wenig anders. Die Juden haben sich immer auch als ein Volk verstanden (so ein bisschen wie die Österreicher). Und sie haben sich vor 2000 Jahren, so wie das römische Recht damals war, dafür entschieden, dass ihr Judentum jeweils über die Mutter an die Kinder weitergegeben wird. Im Grunde macht die Erinnerung der eigenen Familie einen großen Teil dessen aus, was man Judentum nennt. Dazu kann man seine eigene Meinung haben. Aber man kann das nicht einfach “vergessen”.
Man kann aus dem Judentum allerdings auch austreten. Aber wenn man möchte auch wieder eintreten (und das geht dann viel einfacher, als wenn man selbst nicht aus einer jüdischen Familie stammt).
Du musst wissen: jede Religion erklärt sich den eigenen Zusammenhalt eben ein wenig anders. Die Hindus, also die Angehörigen einer der größten Religionen der Welt, die vor allem in Indien leben, gehen zum Beispiel davon aus, dass man als Hindu geboren wird und bleibt und wenn man das nicht ist, auch niemals Hindu werden kann. Christen und Muslime hingegen möchten gerne, dass alle Menschen Christen oder Muslime werden. Und früher haben sie auch nicht immer gefragt, was die Menschen selber wollten. Die Juden hingegen haben darauf, andere vom Judentum zu überzeugen, meistens keinen so großen Wert gelegt. Das hat die anderen wiederum gewundert und sie hielten die Juden manchmal für hochnäsig. Aber die Juden wussten, dass ein Glauben, den man nur annimmt, weil die anderen das wollen, vielleicht nicht immer ehrlich gemeint ist. Man hat sie ja selbst immer wieder zwingen wollen, etwas anderes zu werden. Du siehst, es ist nicht immer ganz einfach, die Religionen miteinander zu vergleichen. Sie “funktionieren” nicht immer so, wie wir uns das jeweils von “außen” denken. Am Besten man lässt sich Zeit, die anderen – ob Juden, oder Muslime oder Hindus oder Buddhisten – ein wenig besser kennen zu lernen.
Hanno Loewy, Dienstag, 10. April 2012
Di 10. April 2012
Sven Neubauer
Lieber Sven,
die meisten Juden tragen die selbe Kleidung wie die anderen Menschen in den Ländern, in denen sie leben. Aber es gibt einzelne Gruppen, die wollen, dass man sieht, dass sie ganz besonders gläubig sind. Sie ziehen sich bestimmte Kleidung an oder lassen sich manchmal die Bärte wachsen und tragen Käppchen oder besondere Hüte. Man nennt sie meistens “Orthodoxe” – das ist ein Wort, das gibt es auch bei den Christen und meint dort die Angehörigen der Kirchen in Griechenland, Russland, Serbien und anderen Ländern in Osteuropa und Südosteuropa.
Im Judentum sind “orthodoxe” Menschen ganz besonders fromm – oder glauben es jedenfalls zu sein. Manchmal nerven sie auch nur die anderen Juden damit, dass sie ihnen Vorschriften machen wollen. So wie sehr gläubige Menschen in allen Religionen es manchmal machen. Sie sind eine Minderheit unter den Juden, so wie es besonders fromme Christen gibt, die ihr ganzen Leben in den Dienst der Kirche stellen. Die ziehen sich dann meistens auch besondere Sachen an, Mönchskutten und Nonnentracht und wenn sie bestimmte Funktionen in der Kirche haben auch Käppchen. Und manchmal lassen sich Mönche auch den Bart wachsen.
Auch viele fromme Muslime achten auf ihre Kleidung. Frauen tragen dann oft ein Kopftuch, Männer oft sehr schlichte Kleidung oder in manchen Gruppen auch ein Abaja genannter Mantel. Aber auch das ist sehr verschieden, je nachdem wo Menschen leben oder aufgewachsen sind. Und ob sie ihren Glauben stark an Äußerlichkeiten fest machen wollen, vielleicht um als Minderheit ihren Zusammenhalt sichtbar zu bewahren. Gründe dafür gibt es viele verschiedene.
Mit “Islamisten” hat das aber nichts zu tun. So nennt man meistens jene Muslime, die ihre Religion vor allem als politische Bewegung verstehen, so wie vor langer Zeit vielleicht die christlichen Kreuzritter. Mit ihnen ist nicht so gut auskommen. Aber das hängt nicht von ihrer Kleidung ab.
Hanno Loewy, Dienstag, 10. April 2012
Di 10. April 2012
Inga und Sven Neubauer
Liebe Inga, lieber Sven,
die Antwort auf Eure Frage nach den Ländern findet ihr schon in unserer Antwort auf Eure Frage nach den jüdischen Sprachen. (Die kommt gleich dahinter.)
In Polen gab es viele Juden, aber sie waren auch dort eine Minderheit. Vor dem Holocaust (also vor dem großen Mord der Nazis und ihrer Mitläufer an den europäischen Juden vor siebzig Jahren) gab es in Polen mehr als 3 Millionen Juden, von insgesamt 37 Millionen Menschen. Die große Mehrheit der Polen war und ist katholisch.
Hanno Loewy, Mittwoch, 11. April 2012
Di 10. April 2012
Sven und Inga Neubauer
Liebe Inga, lieber Sven,
Eure Fragen klingen so einfach, aber ganz so einfach zu beantworten sind sie nicht.
Denn das kommt ganz darauf an wo und wann. Als es vor mehr als 2000 Jahre ein jüdisches Königreich gab (wo heute Israel und Palästina sind) sprachen die dort lebenden Juden zumeist Hebräisch oder Aramäisch, oft auch Griechisch. Hebräisch galt lange als die “heilige Sprache”, also die Sprache für die Gebete und die Bibel. Aber manche Gebete waren und sind auch auf Aramäisch geschrieben, eine andere Sprache, die damals von vielen Juden und NIcht-Juden im nahen Osten gesprochen wurde. Und schon vor langer Zeit wurde die Bibel dann auch ins Griechische übersetzt.
Schon seit mehr als 2500 Jahren leben die meisten Juden aber auch in vielen anderen Ländern, in Ägypten oder auch in Babylon, später im römischen Reich und dadurch auch in Deutschland, im ganzen Norden Afrikas und dann auch in Spanien, später auch nördlich des Kaukasus, im Osten Europas von Polen bis Russland, in der Türkei, in Nordwesteuropa und in Amerika, heute in der ganzen Welt. Und so sprechen sie meistens vor allem die Sprache der Länder, in der sie leben.
Neben dem alten Hebräisch, in dem der größte Teil der Bibel zuerst geschrieben wurde, gibt es aber tatsächlich mehrere Sprachen, die man jüdisch nennt: In Spanien lebten bis 1492 sehr viele Juden, weil unter der muslimischen Herrschaft im Süden Spaniens (die bis zu endgültigen Vertreibung der Muslime aus Spanien mehr als 700 Jahre währte) meistens mehr Toleranz (also eine gewisse Freiheit) für die anderen Religionen herrschte, als im übrigen christlichen Europa. Und die sogenannten “Sefarden” (das waren die spanischen Juden) schufen sich eine eigene Sprache, nämlich das “Judenspanisch”. Das war eine Mischung zwischen Spanisch und Hebräisch und wurde mit den hebräischen Buchstaben, also dem hebräischen Alphabet von rechts nach links geschrieben.
Als im Mittelalter viele Juden aus Deutschland nach Osten flohen und in Polen und Russland eine neue Heimat fanden, nahmen sie ihr mittelalterliches Deutsch mit, dass sie selbst auch mit hebräischen Buchstaben schrieben. Und daraus wurde das sogenannte “Jiddisch”, in dem sich Deutsch und Hebräisch, und ein wenig Polnisch oder Russisch verbanden. Wenn man genau hinhört, kann man “Jiddisch” auch dann ganz gut verstehen, wenn man eigentlich nur Deutsch spricht.
Und seit der Gründung des Staates Israels im nahen Osten sprechen sehr viele Juden heute das seit 1900 wieder neu geschaffene Hebräisch, das man “Iwrith” nennt.
Da jüdische Familien häufig in verschiedenen Ländern zu hause sind, ist es ganz gut, wenn man mehrere Sprachen sprechen kann. Aber das ist überhaupt für jeden ganz gut, wie Ihr sicher schon gemerkt habt.
Noch zu Eurer Frage zum Alphabet:
Das hebräische Aleph-Bet (so nennt man das jüdische Alphabet – also ganz ähnlich) ist schon einiges älter, als die lateinische Schrift, in der Ihr schreiben gelernt habt. Um zu sehen, wie die Buchstaben aussehen, musst Du mal im Internet schauen (oder im Jüdischen Museum ein Lineal oder eine Karte mit den Buchstaben kaufen). Geschrieben wird die Sprache jedenfalls von rechts nach links, so wie übrigens auch Arabisch.
Hanno Loewy, Mittwoch, 11. April 2012
Di 10. April 2012
Inga Neubauer
Liebe Inga,
Bis zur Gründung des Staates Israel 1948 hatten die Juden kein eigenes Land. Sie lebten und leben noch heute in vielen Ländern auf der Welt verteilt. Sie haben aber bereits vorher wie die anderen Bürger eines Landes in verschiedenen Kriegen für ihr Land gekämpft. So kam es vor, dass auch Juden, die Bürger von verschiedenen Ländern waren, einander bekriegten, stark oder weniger stark für ihr Volk je nach dem, wie alle anderen Soldaten auch. Mit der Gründung Israels hat sich die Situation verändert. Es gibt jetzt ein Land, das ein jüdischer Staat ist und das andere Länder bekriegt und von ihnen bekriegt wird. So entsteht vielleicht das, was Du “Teamgeist” nennst. Mit so einer Aussage muss man jedoch vorsichtig sein, da nicht alle Juden heute in Israel leben oder sich mit dem Land verbunden fühlen.
Melissa Dettling, Mittwoch, 11. April 2012
Di 10. April 2012
Sven Neubauer
Lieber Sven,
jüdische Sportler sind zumeist (und oft sehr erfolgreich) in den Nationalmannschaften der Länder, deren Bürger sie sind. Und als solche nehmen sie auch an den Olympiaden teil. Es gibt aber tatsächlich auch eine internationale jüdische Sportbewegung und eigene Wettkämpfe. Seit 1932 gibt es die “Makkabiade” (benannt nach einem legendären jüdischen Widerstandshelden gegen die griechisch-syrische Herrschaft über Jerusalem vor 2200 Jahren). das ist tatsächlich so etwas, wie eine jüdische Olympiade, abwechselnd in Israel und in Europa. Vor einem Jahr fand die europäische Makkabiade übrigens in Wien statt.
Hanno Loewy, Mittwoch, 11. April 2012
Di 10. April 2012
Sven Neubauer
Lieber Sven,
nun, Menschen glauben an viele Dinge. Aber religiöse Juden glauben an Gott und daran, dass seine Gesetze befolgt werden sollen. Heilige wie in der katholischen Kirche gibt es im Judentum nicht (aber auch nicht bei den protestantischen Christen oder bei den Muslimen).
Hanno Loewy, Mittwoch, 11. April 2012
Di 10. April 2012
Inga Neubauer
Nein, denn den Euro gibt es erst seit zehn Jahren.
Hanno Loewy, Mittwoch, 11. April 2012
Di 10. April 2012
Sven Neubauer
Meinst Du a)die Bedeutung des Wortes “Jude” oder b)wie einzelne Juden zu ihren Namen kamen?
a) Das deutsche Wort “Jude” kommt vom hebräischen “yehudi” was soviel wie “Bewohner des Landes” bedeutet.
b) Ihren Namen bekommen Juden wie die meisten anderen Menschen auch von ihren Eltern.
Melissa Dettling, Mittwoch, 11. April 2012
Lieber Peter,
was meinst Du? Ich würde sagen, so groß wie Du mal werden wirst. Also entweder groß oder mittel-groß, oder nicht so groß, oder eher klein. So genau kann man das nicht sagen.
Liebe Grüße
Hanno Loewy, Dienstag, 10. April 2012