10.April 2012
Tragen Juden bestimmte Kleidung wie zum Beispiel die Islamisten?

Sven Neubauer

  • Lieber Sven,
    die meisten Juden tragen die selbe Kleidung wie die anderen Menschen in den Ländern, in denen sie leben. Aber es gibt einzelne Gruppen, die wollen, dass man sieht, dass sie ganz besonders gläubig sind. Sie ziehen sich bestimmte Kleidung an oder lassen sich manchmal die Bärte wachsen und tragen Käppchen oder besondere Hüte. Man nennt sie meistens “Orthodoxe” – das ist ein Wort, das gibt es auch bei den Christen und meint dort die Angehörigen der Kirchen in Griechenland, Russland, Serbien und anderen Ländern in Osteuropa und Südosteuropa.
    Im Judentum sind “orthodoxe” Menschen ganz besonders fromm – oder glauben es jedenfalls zu sein. Manchmal nerven sie auch nur die anderen Juden damit, dass sie ihnen Vorschriften machen wollen. So wie sehr gläubige Menschen in allen Religionen es manchmal machen. Sie sind eine Minderheit unter den Juden, so wie es besonders fromme Christen gibt, die ihr ganzen Leben in den Dienst der Kirche stellen. Die ziehen sich dann meistens auch besondere Sachen an, Mönchskutten und Nonnentracht und wenn sie bestimmte Funktionen in der Kirche haben auch Käppchen. Und manchmal lassen sich Mönche auch den Bart wachsen.
    Auch viele fromme Muslime achten auf ihre Kleidung. Frauen tragen dann oft ein Kopftuch, Männer oft sehr schlichte Kleidung oder in manchen Gruppen auch ein Abaja genannter Mantel. Aber auch das ist sehr verschieden, je nachdem wo Menschen leben oder aufgewachsen sind. Und ob sie ihren Glauben stark an Äußerlichkeiten fest machen wollen, vielleicht um als Minderheit ihren Zusammenhalt sichtbar zu bewahren. Gründe dafür gibt es viele verschiedene.
    Mit “Islamisten” hat das aber nichts zu tun. So nennt man meistens jene Muslime, die ihre Religion vor allem als politische Bewegung verstehen, so wie vor langer Zeit vielleicht die christlichen Kreuzritter. Mit ihnen ist nicht so gut auskommen. Aber das hängt nicht von ihrer Kleidung ab.

    Hanno Loewy, Dienstag, 10. April 2012