Fr 20. April 2012
Was ist ein Jude nach jüdischem Verständnis?
Gudula
Fr 20. April 2012
Olivera
Tja, das fragen sich Juden auch immer wieder. Vermutlich muss man dazu diese Leute selber fragen. Ob die Antwort, die man dann bekommt, einen wirklich befriedigt, weiß ich natürlich auch nicht. Übrigens: Was ist mit “alles vorbei” gemeint? Zum Glück waren die Nazis mit ihrem Versuch, das Judentum auzulöschen, ja nicht endgültig erfolgreich.
Hanno Loewy, Montag, 23. April 2012
Fr 20. April 2012
Maria
Koscher Stempel gibt es seit dem 19. Jahrhundert. Sie sind eine Form des “Hechscher”, also der Koscher-Bescheinigung durch einen Rabbiner, die traditionell überprüfen, ob zum Beispiel das in einer jüdischen Metzgerei verkaufte Fleisch den Regeln entsprechend hergestellt wurde oder in einer Gaststätte auf die Regeln der Kaschrut geachtet wird.
Stempel sind natürlich dann nötig, wenn das jüdische Leben nicht mehr von der Mehrheitsgesellschaft isoliert ist, wenn Traditionen sich beginnen aufzulösen und Eindeutigkeiten verloren gehen. Wenn Lebensmittel eben nicht mehr zu Hause oder innerhalb der lokalen Gemeinschaft zubereitet werden, sondern irgendwo anders, um dann im Laden verkauft zu werden.
Und sie haben mit der Pluralisierung religiöser Orientierung zu tun, denn die Regeln können, je nach Zugehörigkeit zu verschiedenen Strömungen im Judentum eben auch unterschiedlich streng ausgelegt werden.
Zur zweiten Frage kann ich nur sagen, man sollte Witze nicht erklären. Das Kalb findet diesen Witz vielleicht auch nicht so lustig. Aber Woody Allen dachte wohl eher an uns, die wir vom Paradies träumen.
Hier noch ein link zu einer Beantwortung der Frage nach dem Koscherstempel aus religiöser Perspektive. So kann man das ganze auch sehen, wenn man daran glaubt:
http://www.hagalil.com/judentum/koscher/hechscher.htm
Hanno Loewy, Donnerstag, 26. April 2012
Fr 20. April 2012
Knut
Lieber Knut,
Wie bei anderen Lebensmitteln ist die Frage ob koscher oder nicht, auch bei der Cola Ansichtssache. Siehe zum Beispiel zwei Blogs, die sich mit der genannten Frage auseinandersetzen: http://forum.hagalil.com/board-a/messages/879/14068.html?1078742590 oder http://www.gutefrage.net/frage/ist-das-getraenk-cocacola-koscher.
Die Meinungen gehen dabei auseinander. Während die einen die Meinung vertreten, ohne Koscher-Stempel sei sowieso nichts koscher, finden andere, das Getränk sei problemlos als koscher geniessbar. Die Coca Cola Company bestreitet das Gerücht, die geheime Rezeptur des Getränks beinhalte Cochenillenläuse und weist Coca Cola als rein pflanzliches Getränk aus.
Zertifikat zum Beispiel hier:
http://www.flickriver.com/photos/8136098@N05/4479962348/
Es wird zudem ein spezielles “Passover Coke” hergestellt, das statt mit Zucker aus Getreide (Maiszuckersirup), was an Pessach von orthodoxen Juden nicht konsumiert werden könnte, mit Rübenzucker hergestellt ist. Mit einem Koscher-Stempel versehenes Coca Cola hat keinen roten, sondern einen gelben Deckel. (Bild zum Beispiel auf: http://offthebroiler.wordpress.com/2009/03/27/kosher-for-passover-coke-its-the-real-thing-baby/)
Melissa Dettling, Montag, 23. April 2012
Coca-Cola befindet sich jedenfalls auf der Koscher-Liste, die in schweizerischen, österreichischen und deutschen jüdischen Gemeinden Verwendung findet. Und das auch ohne Koscher-Stempel.
Hanno Loewy, Montag, 23. April 2012
Fr 20. April 2012
Knut
Lieber Knut,
Der Sederabend ist der Vorabend des Pessachfestes ( – daher steht in der Mitte eines Sedertellers meistens das Wort “Pessach”). Am Sederabend wird in einem langen, komplizierten Ablauf dem Auszug aus Ägypten gedacht. Der Tisch ist dabei mit verschiedenen Speisen von symbolischer Bedeutung gedeckt, welche auf einem Sederteller serviert werden, welcher meistens angeschriebene Vertiefungen aufweist, in welche die jeweilige Speise gelegt wird.
– “Maror” – ein Bitterkraut, meist Meerrettich, auch Lattich, als Zeichen der Bitterkeit der Knechtschaft in Ägypten.
– “Seroa” – eine angebratene Lammkeule mit wenig Fleisch, die an die biblische Vorschrift der Opferung eines Pessachlamms im Jerusalemer Tempel erinnert. Da der Tempel nicht mehr steht, wird heutzutage kein Lammbraten mehr zum Pessach gegessen, der Seroa bleibt während des Seder auf dem Teller liegen. So sagt es zumindest die Tradition der Aschkenasim. Manche Sephardim hingegen pflegen weiterhin die Tradition des Pessach-Lammes, indem sie eine Lammkeule zubereiten.
– “Charosset” – eine Mischung aus Apfel- bzw. auch Feigenstückchen und Datteln, Nüssen oder Mandeln, mit etwas Rotwein zusammengeknetet, mit Zimt oder Ingwer bestreut, als Symbol für den Lehm, aus dem die Israeliten in den Zeiten der Knechtschaft Ziegel herstellen mussten.
– “Chaseret” – ein zweites Bitterkraut, kann aus derselben wie oder aus einer anderen Gemüseart als “Maror” sein, es wird zusammen mit dem “Charosset” gegessen.
– “Karpas” – Sellerie (Eppich), Radieschen, Petersilie oder Kartoffeln als Frucht der Erde, symbolisiert die „zermürbende Arbeit“ in Ägypten. Diese Erdfrucht wird während des Mahls in das Salzwasser getaucht und gegessen.
– “Beitzah” – ein gesottenes Ei, zum Zeichen der Gebrechlichkeit menschlicher Geschicke, aber auch der menschlichen Fruchtbarkeit und schließlich zum Zeichen der Trauer um den zerstörten Tempel in Jerusalem.
Dazu werden Matzen (ungesäuertes Brot) gegessen.
Für mehr Infos und Bilder siehe:
http://de.wikipedia.org/wiki/Seder
Melissa Dettling, Montag, 23. April 2012
Oder hast Du die Worte auf dem Sederkoffer von Harley Swedler von 1996 gemeint, der sich zu einem Sederteller aufklappen lässt und in der Sonderausstellung zu sehen ist?
Dort stehen die Worte piety (Respekt), grace (Anmut), truth (Wahrheit), faith (Glaube), order (Ordnung) und peace (Friede) auf den Stellen, wo bei einem klassischen Sederteller die obigen Begriffe für die Speisen stehen würden. “Order” verweist auf “Seder” (Ordnung) ver. Offenbar waren dem Künstler diese Begriffe für die Umsetzung des Diasporamotivs wichtiger als die klassischen an den Auszug aus Ägypten erinnernden Speisen. Dazu passend sind auch die Begriffe exile (Exil) und reunion (Wiedervereinigung) aussen am Koffer/Teller, welche als Gegensatzpaar auf das Spannungsfeld hinweisen.
Melissa Dettling, Dienstag, 24. April 2012
Laut Halacha, den jüdischen Religionsvorschriften, gilt als jüdisch, wer eine jüdische Mutter hat oder offiziell zum Judentum konvertiert ist. Nicht alle, die jedoch nach diesem Verständnis jüdisch sind, fühlen sich in gleichem Masse mit der jüdischen Religion verbunden.
Melissa Dettling, Montag, 23. April 2012