Der Blog zur
Ausstellung im
Jüdischen Museum
Hohenems
www.jm-hohenems.at

So 22. April 2012

Ich mocht wissen wie die Schrift aussah und ob die Sex hatten?

Unterschrift wieder unleserlich gemacht

  • Nun die Schrift – Hebräisch – sieht heute noch so aus und drei Buchstaben siehst Du rechts unter dem Kalender. Sie bedeuten (von rechts nach links geschrieben) “Ems”.
    Tja und auf die zweite Frage müsstest Du selber antworten können 😉

    Hanno Loewy, Montag, 23. April 2012

So 22. April 2012

Wo leben wie viele Juden auf der Welt?

Sabine Mayer

  • Vor dem Beginn des zweiten Weltkriegs und dem Holocaust (also dem Massenmord an den europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutsche Reich) lebten in der Welt mehr als 17 Millionen Juden. Ungefähr 6 Millionen Juden wurden zwischen 1939 und 1945 ermordet.
    Heute sind es wieder ungefähr 14 Millionen Juden, die in aller Welt leben, wobei dabei zumeist nur jene eingerechnet sind, die jüdischen Gemeinden angehören.
    Etwa 5,7 Millionen Juden leben in Nordamerika (USA und Kanada), ebenfalls 5,7 Millionen sind jüdische Israelis, fast 500.000 leben in Frankreich und fast 300.000 in Großbritannien, etwa 200.000 in Russland und ungefähr 180.000 in Argentinien, und etwa 120.000 in Deutschland – um nur die größten Gemeinschaften zu nennen.

    Hanno Loewy, Montag, 23. April 2012

Fr 20. April 2012

Was ist ein Jude nach jüdischem Verständnis?

Gudula

  • Laut Halacha, den jüdischen Religionsvorschriften, gilt als jüdisch, wer eine jüdische Mutter hat oder offiziell zum Judentum konvertiert ist. Nicht alle, die jedoch nach diesem Verständnis jüdisch sind, fühlen sich in gleichem Masse mit der jüdischen Religion verbunden.

    Melissa Dettling, Montag, 23. April 2012

Fr 20. April 2012

Wieso akzeptieren manche Leute die Juden immer noch nicht obwohl alles vorbei ist!

Olivera

  • Tja, das fragen sich Juden auch immer wieder. Vermutlich muss man dazu diese Leute selber fragen. Ob die Antwort, die man dann bekommt, einen wirklich befriedigt, weiß ich natürlich auch nicht. Übrigens: Was ist mit “alles vorbei” gemeint? Zum Glück waren die Nazis mit ihrem Versuch, das Judentum auzulöschen, ja nicht endgültig erfolgreich.

    Hanno Loewy, Montag, 23. April 2012

Fr 20. April 2012

Seit wann gibt es Kosher-Stempel? Warum ist der Witz “Löwe + Kalb” lustig? Warum findet das Kalb keinen Schaf?

Maria

  • Koscher Stempel gibt es seit dem 19. Jahrhundert. Sie sind eine Form des “Hechscher”, also der Koscher-Bescheinigung durch einen Rabbiner, die traditionell überprüfen, ob zum Beispiel das in einer jüdischen Metzgerei verkaufte Fleisch den Regeln entsprechend hergestellt wurde oder in einer Gaststätte auf die Regeln der Kaschrut geachtet wird.
    Stempel sind natürlich dann nötig, wenn das jüdische Leben nicht mehr von der Mehrheitsgesellschaft isoliert ist, wenn Traditionen sich beginnen aufzulösen und Eindeutigkeiten verloren gehen. Wenn Lebensmittel eben nicht mehr zu Hause oder innerhalb der lokalen Gemeinschaft zubereitet werden, sondern irgendwo anders, um dann im Laden verkauft zu werden.
    Und sie haben mit der Pluralisierung religiöser Orientierung zu tun, denn die Regeln können, je nach Zugehörigkeit zu verschiedenen Strömungen im Judentum eben auch unterschiedlich streng ausgelegt werden.

    Zur zweiten Frage kann ich nur sagen, man sollte Witze nicht erklären. Das Kalb findet diesen Witz vielleicht auch nicht so lustig. Aber Woody Allen dachte wohl eher an uns, die wir vom Paradies träumen.

    Hier noch ein link zu einer Beantwortung der Frage nach dem Koscherstempel aus religiöser Perspektive. So kann man das ganze auch sehen, wenn man daran glaubt:
    http://www.hagalil.com/judentum/koscher/hechscher.htm

    Hanno Loewy, Donnerstag, 26. April 2012

Fr 20. April 2012

Ist Cola automatisch koscher?

Knut

  • Lieber Knut,
    Wie bei anderen Lebensmitteln ist die Frage ob koscher oder nicht, auch bei der Cola Ansichtssache. Siehe zum Beispiel zwei Blogs, die sich mit der genannten Frage auseinandersetzen: http://forum.hagalil.com/board-a/messages/879/14068.html?1078742590 oder http://www.gutefrage.net/frage/ist-das-getraenk-cocacola-koscher.

    Die Meinungen gehen dabei auseinander. Während die einen die Meinung vertreten, ohne Koscher-Stempel sei sowieso nichts koscher, finden andere, das Getränk sei problemlos als koscher geniessbar. Die Coca Cola Company bestreitet das Gerücht, die geheime Rezeptur des Getränks beinhalte Cochenillenläuse und weist Coca Cola als rein pflanzliches Getränk aus.
    Zertifikat zum Beispiel hier:
    http://www.flickriver.com/photos/8136098@N05/4479962348/

    Es wird zudem ein spezielles “Passover Coke” hergestellt, das statt mit Zucker aus Getreide (Maiszuckersirup), was an Pessach von orthodoxen Juden nicht konsumiert werden könnte, mit Rübenzucker hergestellt ist. Mit einem Koscher-Stempel versehenes Coca Cola hat keinen roten, sondern einen gelben Deckel. (Bild zum Beispiel auf: http://offthebroiler.wordpress.com/2009/03/27/kosher-for-passover-coke-its-the-real-thing-baby/)

    Melissa Dettling, Montag, 23. April 2012

  • Coca-Cola befindet sich jedenfalls auf der Koscher-Liste, die in schweizerischen, österreichischen und deutschen jüdischen Gemeinden Verwendung findet. Und das auch ohne Koscher-Stempel.

    Hanno Loewy, Montag, 23. April 2012

Fr 20. April 2012

Was bedeuten die Begriffe auf dem Sederteller (bzw. was haben sie mit dem Sederteller zu tun?)

Knut

  • Lieber Knut,
    Der Sederabend ist der Vorabend des Pessachfestes ( – daher steht in der Mitte eines Sedertellers meistens das Wort “Pessach”). Am Sederabend wird in einem langen, komplizierten Ablauf dem Auszug aus Ägypten gedacht. Der Tisch ist dabei mit verschiedenen Speisen von symbolischer Bedeutung gedeckt, welche auf einem Sederteller serviert werden, welcher meistens angeschriebene Vertiefungen aufweist, in welche die jeweilige Speise gelegt wird.
    – “Maror” – ein Bitterkraut, meist Meerrettich, auch Lattich, als Zeichen der Bitterkeit der Knechtschaft in Ägypten.
    – “Seroa” – eine angebratene Lammkeule mit wenig Fleisch, die an die biblische Vorschrift der Opferung eines Pessachlamms im Jerusalemer Tempel erinnert. Da der Tempel nicht mehr steht, wird heutzutage kein Lammbraten mehr zum Pessach gegessen, der Seroa bleibt während des Seder auf dem Teller liegen. So sagt es zumindest die Tradition der Aschkenasim. Manche Sephardim hingegen pflegen weiterhin die Tradition des Pessach-Lammes, indem sie eine Lammkeule zubereiten.
    – “Charosset” – eine Mischung aus Apfel- bzw. auch Feigenstückchen und Datteln, Nüssen oder Mandeln, mit etwas Rotwein zusammengeknetet, mit Zimt oder Ingwer bestreut, als Symbol für den Lehm, aus dem die Israeliten in den Zeiten der Knechtschaft Ziegel herstellen mussten.
    – “Chaseret” – ein zweites Bitterkraut, kann aus derselben wie oder aus einer anderen Gemüseart als “Maror” sein, es wird zusammen mit dem “Charosset” gegessen.
    – “Karpas” – Sellerie (Eppich), Radieschen, Petersilie oder Kartoffeln als Frucht der Erde, symbolisiert die „zermürbende Arbeit“ in Ägypten. Diese Erdfrucht wird während des Mahls in das Salzwasser getaucht und gegessen.
    – “Beitzah” – ein gesottenes Ei, zum Zeichen der Gebrechlichkeit menschlicher Geschicke, aber auch der menschlichen Fruchtbarkeit und schließlich zum Zeichen der Trauer um den zerstörten Tempel in Jerusalem.
    Dazu werden Matzen (ungesäuertes Brot) gegessen.

    Für mehr Infos und Bilder siehe:
    http://de.wikipedia.org/wiki/Seder

    Melissa Dettling, Montag, 23. April 2012

  • Oder hast Du die Worte auf dem Sederkoffer von Harley Swedler von 1996 gemeint, der sich zu einem Sederteller aufklappen lässt und in der Sonderausstellung zu sehen ist?
    Dort stehen die Worte piety (Respekt), grace (Anmut), truth (Wahrheit), faith (Glaube), order (Ordnung) und peace (Friede) auf den Stellen, wo bei einem klassischen Sederteller die obigen Begriffe für die Speisen stehen würden. “Order” verweist auf “Seder” (Ordnung) ver. Offenbar waren dem Künstler diese Begriffe für die Umsetzung des Diasporamotivs wichtiger als die klassischen an den Auszug aus Ägypten erinnernden Speisen. Dazu passend sind auch die Begriffe exile (Exil) und reunion (Wiedervereinigung) aussen am Koffer/Teller, welche als Gegensatzpaar auf das Spannungsfeld hinweisen.

    Melissa Dettling, Dienstag, 24. April 2012

Mo 16. April 2012

Wie ist das eigentlich, Nicht-Jude zu sein?

Jakob Eisenstein

  • Lieber Herr Eisenstein,
    das ist pauschal nicht beantwortbar. Sie müssen sie einzeln danach fragen.

    Hannes Sulzenbacher, Dienstag, 17. April 2012

So 15. April 2012

Wie geht die jüdische Gemeinde mit Personen um, die von einer dritten Religion zum Judentum konvertieren wollen?

Klemenz Jangen

  • Lieber Klemenz Jangen,

    Alles zur Konversion und ihren Tücken, siehe Frage unten:

    Melissa Dettling, Dienstag, 17. April 2012

So 15. April 2012

Kann ich als Österreicher auch Jude werden? (Sprich zum Judentum konvertieren)

Riwa

  • Formal ist der Übertritt zum Judentum möglich, wird aber nicht forciert. Wenn er den Regeln entsprechend vollzogen worden ist, dann ist der Konvertit Jude und in allen Punkten in der Gemeinde gleichberechtigt.
    Aber Probleme gibt es natürlich:
    Erstens: der Faktor Mensch. Menschen sind manchmal schwach und lassen ihre eigene Schwäche an anderen aus. Ein solcher Ausdruck der Schwäche ist es, Konvertiten spüren zu lassen, das sie keine “richtigen” Juden sind. Dem wird man immer wieder begegnen. So wie ein jüdischer oder muslimischer Österreicher wohl immer wieder jemand begegnen wird, der ihm signalisiert, das er gar kein richtiger Österreicher ist.
    Zweitens pflegen (insbesondere da wo viele Juden leben) verschiedene Gemeinden einen unterschiedlichen Umgang mit den Traditionen (von Reform bis orthodox) und das heißt auch, einen unterschiedlichen Umgang mit Konversionen. Ein Übertritt in einer Reformgemeinde in den USA ist sicherlich leichter (wobei man sich auch da keine falschen Vorstellungen machen sollte, anderthalb oder zwei Jahre Zeit sollte man schon mitbringen) als bei einer ultra-orthodoxen Gemeinde.
    Dementsprechend akzeptieren Reformgemeinden auch einen Übertritt bei einer orthodoxen Gemeinde, aber umgekehrt orthodoxe Gemeinden häufig nicht einen Reform-Übertritt.
    Drittens kommt es natürlich auch darauf an, aus welchen Gründen man übertritt. Unterschieden wird zumeist zwischen drei Gründen:
    1. “Re-Konversion” von Menschen, die jüdische Vorfahren haben.
    2. “Liebes-Konversion” zum Zwecke der Eheschließung.
    3. “spirituelle Konversion” aus rein religiösen Gründen.
    Man kann sich vorstellen, dass “Re-Konversionen” oft am unproblematischsten ablaufen, “Liebes-Konversionen” sind besonders häufig und dabei stellt sich, von Seiten der Gemeinde vor allem die Frage, ob der Konvertit bereit ist, für die “jüdische Identität” der Kinder zu sorgen. (Das heißt auch, die Liebeskonversion ist bei Frauen häufiger als bei Männern, die ja für die Frage ob das Kind als “jüdisch” gilt, nicht so entscheidend sind.) Eine irgendwie heikle Frage – auf die man pragmatisch und ein wenig absurd damit antwortet, dass man verlangt zu beweisen, in der Lage zu sein, einen Haushalt unter Einhaltung der traditionellen Rituale und der Kaschrut (den Koscher-Gesetzen) zu führen. (Was die Mehrheit der Juden ja selbst gar nicht tut) Ob die Konversion nachhaltig ist (selbst wenn man sich nachher vielleicht wieder der üblichen Praxis annähert, es mit Kaschrut und Tradition nicht ganz so ernst zu nehmen), das hängt am Ende vor allem vom Erfolg der Ehe ab…
    “Spirituelle Konversionen” werden mit der größten Vorsicht behandelt – und sie erweisen sich tatsächlich auch in der Praxis nicht immer als sehr dauerhaft. Denn wer einmal das Bedürfnis verspürt, sich einem anderen Glauben zuzuwenden, der verspürt dieses Bedürfnis auch oft ein zweites Mal. Als temporäre spirituelle Orientierung hat sich das Judentum freilich in keiner seiner Ausprägungen jemals verstanden.
    Jude zu sein heißt ja letztlich, sich auf eine bestimmte historische Erfahrung zu beziehen. Das ist etwas anderes, als ein spirituelles Erlebnis zu suchen. Und zum Judentum zu konvertieren bedeutet, sich dieser historischen Erfahrung anzuschließen, was vermutlich nicht einfach ist. Aber es ist immer wieder in der Geschichte möglich gewesen.
    Manchmal machen es auch Konvertiten ihrer jüdischen Umgebung nicht ganz leicht, weil sie die Einhaltung der Traditionen oder das spirituelle Erleben in den Vordergrund stellen – und diesen Anspruch auch an ihre Umgebung stellen. Denn schließlich suchen Konvertiten häufig neue Sicherheit.
    Doch man kann Jude sein, ohne gläubig zu sein. Und zum jüdischen Zweifel zu konvertieren ist vielleicht besonders schwierig.
    Ab Oktober 2012 zeigt das Jüdische Museum Hohenems (und 2012 auch die Jüdischen Museen in Frankfurt und in München) eine Ausstellung zum Thema Konversion. Dann gibt es auch einen Katalog mit vielen Antworten auf diese Fragen.

    Melissa Dettling, Montag, 16. April 2012