20.April 2012 Was bedeuten die Begriffe auf dem Sederteller (bzw. was haben sie mit dem Sederteller zu tun?)
Knut
Lieber Knut,
Der Sederabend ist der Vorabend des Pessachfestes ( – daher steht in der Mitte eines Sedertellers meistens das Wort “Pessach”). Am Sederabend wird in einem langen, komplizierten Ablauf dem Auszug aus Ägypten gedacht. Der Tisch ist dabei mit verschiedenen Speisen von symbolischer Bedeutung gedeckt, welche auf einem Sederteller serviert werden, welcher meistens angeschriebene Vertiefungen aufweist, in welche die jeweilige Speise gelegt wird.
– “Maror” – ein Bitterkraut, meist Meerrettich, auch Lattich, als Zeichen der Bitterkeit der Knechtschaft in Ägypten.
– “Seroa” – eine angebratene Lammkeule mit wenig Fleisch, die an die biblische Vorschrift der Opferung eines Pessachlamms im Jerusalemer Tempel erinnert. Da der Tempel nicht mehr steht, wird heutzutage kein Lammbraten mehr zum Pessach gegessen, der Seroa bleibt während des Seder auf dem Teller liegen. So sagt es zumindest die Tradition der Aschkenasim. Manche Sephardim hingegen pflegen weiterhin die Tradition des Pessach-Lammes, indem sie eine Lammkeule zubereiten.
– “Charosset” – eine Mischung aus Apfel- bzw. auch Feigenstückchen und Datteln, Nüssen oder Mandeln, mit etwas Rotwein zusammengeknetet, mit Zimt oder Ingwer bestreut, als Symbol für den Lehm, aus dem die Israeliten in den Zeiten der Knechtschaft Ziegel herstellen mussten.
– “Chaseret” – ein zweites Bitterkraut, kann aus derselben wie oder aus einer anderen Gemüseart als “Maror” sein, es wird zusammen mit dem “Charosset” gegessen.
– “Karpas” – Sellerie (Eppich), Radieschen, Petersilie oder Kartoffeln als Frucht der Erde, symbolisiert die „zermürbende Arbeit“ in Ägypten. Diese Erdfrucht wird während des Mahls in das Salzwasser getaucht und gegessen.
– “Beitzah” – ein gesottenes Ei, zum Zeichen der Gebrechlichkeit menschlicher Geschicke, aber auch der menschlichen Fruchtbarkeit und schließlich zum Zeichen der Trauer um den zerstörten Tempel in Jerusalem.
Dazu werden Matzen (ungesäuertes Brot) gegessen.
Oder hast Du die Worte auf dem Sederkoffer von Harley Swedler von 1996 gemeint, der sich zu einem Sederteller aufklappen lässt und in der Sonderausstellung zu sehen ist?
Dort stehen die Worte piety (Respekt), grace (Anmut), truth (Wahrheit), faith (Glaube), order (Ordnung) und peace (Friede) auf den Stellen, wo bei einem klassischen Sederteller die obigen Begriffe für die Speisen stehen würden. “Order” verweist auf “Seder” (Ordnung) ver. Offenbar waren dem Künstler diese Begriffe für die Umsetzung des Diasporamotivs wichtiger als die klassischen an den Auszug aus Ägypten erinnernden Speisen. Dazu passend sind auch die Begriffe exile (Exil) und reunion (Wiedervereinigung) aussen am Koffer/Teller, welche als Gegensatzpaar auf das Spannungsfeld hinweisen.
Lieber Knut,
Der Sederabend ist der Vorabend des Pessachfestes ( – daher steht in der Mitte eines Sedertellers meistens das Wort “Pessach”). Am Sederabend wird in einem langen, komplizierten Ablauf dem Auszug aus Ägypten gedacht. Der Tisch ist dabei mit verschiedenen Speisen von symbolischer Bedeutung gedeckt, welche auf einem Sederteller serviert werden, welcher meistens angeschriebene Vertiefungen aufweist, in welche die jeweilige Speise gelegt wird.
– “Maror” – ein Bitterkraut, meist Meerrettich, auch Lattich, als Zeichen der Bitterkeit der Knechtschaft in Ägypten.
– “Seroa” – eine angebratene Lammkeule mit wenig Fleisch, die an die biblische Vorschrift der Opferung eines Pessachlamms im Jerusalemer Tempel erinnert. Da der Tempel nicht mehr steht, wird heutzutage kein Lammbraten mehr zum Pessach gegessen, der Seroa bleibt während des Seder auf dem Teller liegen. So sagt es zumindest die Tradition der Aschkenasim. Manche Sephardim hingegen pflegen weiterhin die Tradition des Pessach-Lammes, indem sie eine Lammkeule zubereiten.
– “Charosset” – eine Mischung aus Apfel- bzw. auch Feigenstückchen und Datteln, Nüssen oder Mandeln, mit etwas Rotwein zusammengeknetet, mit Zimt oder Ingwer bestreut, als Symbol für den Lehm, aus dem die Israeliten in den Zeiten der Knechtschaft Ziegel herstellen mussten.
– “Chaseret” – ein zweites Bitterkraut, kann aus derselben wie oder aus einer anderen Gemüseart als “Maror” sein, es wird zusammen mit dem “Charosset” gegessen.
– “Karpas” – Sellerie (Eppich), Radieschen, Petersilie oder Kartoffeln als Frucht der Erde, symbolisiert die „zermürbende Arbeit“ in Ägypten. Diese Erdfrucht wird während des Mahls in das Salzwasser getaucht und gegessen.
– “Beitzah” – ein gesottenes Ei, zum Zeichen der Gebrechlichkeit menschlicher Geschicke, aber auch der menschlichen Fruchtbarkeit und schließlich zum Zeichen der Trauer um den zerstörten Tempel in Jerusalem.
Dazu werden Matzen (ungesäuertes Brot) gegessen.
Für mehr Infos und Bilder siehe:
http://de.wikipedia.org/wiki/Seder
Melissa Dettling, Montag, 23. April 2012
Oder hast Du die Worte auf dem Sederkoffer von Harley Swedler von 1996 gemeint, der sich zu einem Sederteller aufklappen lässt und in der Sonderausstellung zu sehen ist?
Dort stehen die Worte piety (Respekt), grace (Anmut), truth (Wahrheit), faith (Glaube), order (Ordnung) und peace (Friede) auf den Stellen, wo bei einem klassischen Sederteller die obigen Begriffe für die Speisen stehen würden. “Order” verweist auf “Seder” (Ordnung) ver. Offenbar waren dem Künstler diese Begriffe für die Umsetzung des Diasporamotivs wichtiger als die klassischen an den Auszug aus Ägypten erinnernden Speisen. Dazu passend sind auch die Begriffe exile (Exil) und reunion (Wiedervereinigung) aussen am Koffer/Teller, welche als Gegensatzpaar auf das Spannungsfeld hinweisen.
Melissa Dettling, Dienstag, 24. April 2012