Sa 12. Mai 2012
Wie viele Juden gab es in Hohenems? Warum hießen sie Juden?
Helena
Sa 12. Mai 2012
Fragesteller unbekannt
Zum Bart: Orthodoxe Juden tragen oft einen Bart, weil in der Tora steht: “Du sollst den Rand deines Bartes nicht verkürzen.” Dies wurde so ausgelegt, dass der Bart nicht mit einem Rasiermesser oder einer Klinge geschnitten werden darf und der Bart daher lang blieb. In neuerer Zeit gibt es jedoch diverse Schneidinstrumente, die nicht wie eine Klinge, sondern wie eine Schere funktionieren, was erlaubt ist, so auch der elektrische Rasierapparat. Daher tragen nicht mehr alle orthodoxen Juden einen Vollbart.
Bei nichtorthodoxen Männern ist es wohl eher Modeströmungen zu verdanken, ob sie Bart tragen oder nicht.
Zur “Hauptsprache”: Vor dem Zweiten Weltkrieg war Jiddisch die Muttersprache vieler “aschkenasischen” Juden (Aschkenas: Hebräisch für “Deutsch”), nicht nur in Ost-Europa, sondern auch noch in den Ländern, in die Juden von dort aus einwanderten (z.B. in den USA). Daneben war viele Jahrhunderte lang das Judenspanische in der Welt verbreitet, also die Sprache der aus Spanien 1492 vertriebenen “Sefarden” (Sefarad: Hebräisch für “Spanien”). Heute gibt es kaum mehr Kinder, die mit Jiddisch oder Judenspanisch als Muttersprache aufwachsen. Die in Israel wohnenden Juden sprechen zumeist Hebräisch – und natürlich oft noch die Sprachen ihrer Herkunftsländer. Überall auf der Welt sprechen die Juden im übrigen die Sprache des Landes, in dem sie leben.
Melissa Dettling, Montag, 14. Mai 2012
Sa 12. Mai 2012
Lara Lara
Im Mai 1948 wurde Israel gegründet, seither gibt es einen “jüdischen Staat”.
Melissa Dettling, Montag, 14. Mai 2012
Israel als “jüdisches Land” wird heute von vielen Juden als Erfüllung der eigenen Geschichte gesehen, die voller Verfolgungen und Wanderungen war. Doch dieser Staat hat eine große nicht-jüdische, palästinensisch-arabische Minderheit, die im Wachstum begriffen ist. Je nachdem, ob Israel die derzeit besetzten Gebiete annektiert oder die Gründung eines eigenständigen palästinensisch-arabischen Staat befördert, wird diese nicht-jüdische Minderheit rascher oder weniger rasch wachsen. Ob Israel also noch in 50 Jahren ein “jüdischer Staat” sein wird, oder ein Land mit einer vielfältig gemischten Bevölkerung, weiß niemand so genau. Und ob Juden in diesem Land dann in Frieden werden leben können, weiß heute ebenso wenig jemand zu sagen. In der Geschichte gab es Zeiten, in denen es ein “jüdisches Land” gab, und Zeiten, in denen das nicht so war. Das Judentum kennt beides und kann mit beidem leben. Mal besser mal schlechter.
Hanno Loewy, Montag, 14. Mai 2012
Sa 12. Mai 2012
Helena
Liebe Helena,
Was meinst du? Etwa so gross wie du? Oder vielleicht ein bisschen grösser? Ich würd meinen, so irgendwo zwischen einem und zwei Metern.
Melissa Dettling, Montag, 14. Mai 2012
Sa 12. Mai 2012
Tabea
Liebe Tabea,
Das ist eine schwierige Frage, die sich nicht in zwei Sätzen beantworten lässt. Juden wurden nicht überall und zu allen Zeiten verfolgt, jedoch nicht erst im 2. Weltkrieg, auf den du deine Frage wahrscheinlich beziehst, sondern auch schon vorher. Die Juden waren in der christlichen Gesellschaft eine Minderheit, das heisst in Unterzahl. In solchen Situationen passierte oft das, was du wahrscheinlich auch kennst: wenn zwei in der Überzahl sind und sich dadurch mächtiger fühlen, schliessen sie gerne einen dritten aus, von dem sie meinen, er sei anders als sie.
Melissa Dettling, Montag, 14. Mai 2012
Liebe Helena,
zur jüdischen Gemeinde in Hohenems gehörten um 1850 etwa 600 Menschen. Danach wurden es weniger, weil sich die Juden auch anderswo in der Schweiz und in Österreich ansiedeln durften und in größere Städte zogen.
Das deutsche Wort „Jude“ kommt vom hebräischen “jehudi” (יְהוּדִי), was so viel wie “Bewohner des Landes Jehūdāh” bedeutet. Bis 587 vor der christlichen Zeitrechnung existierte das Königreich Juda in den Bergen um Jerusalem. Das Wort “jehudi” kam aber erst danach, in der Zeit der persischen Besetzung des Landes in Gebrauch – zur Bezeichnung der Bewohner der damaligen persischen Provinz “Jehūdāh”. Aus der Stammesreligion der Israeliten, die dort lebten, entstand im Laufe der Jahrhunderte die jüdische Religion, die es bis heute gibt.
Die Juden in Hohenems waren jüdische Familien, die sich seit dem Jahr 1617 in Hohenems niedergelassen haben und ihre Religion an ihre Kinder weitergaben.
Hanno Loewy, Montag, 14. Mai 2012