Do 17. Mai 2012
Israel als Auffanglager der Juden aus aller Welt. Was ist mit Palästina? Wo ist das Heimatrecht?
S. Comploj
Do 17. Mai 2012
S. Comploj
Do 17. Mai 2012
S. Comploj
Die nach Israel ausgewanderten und geflohenen Juden, gleich ob aus Europa, aus Nordafrika oder aus dem Irak und Iran, sie alle pflegen mehr oder minder ihre Erinnerungen an ihre Heimatländer. Als kulturelles Erbe, dass sie auch in Israel in die Vielfalt der kulturellen Ausdrücke einbringen, als ungestillte Sehnsucht nach alter Heimat, manchmal auch durch das radikale Ausreißen solcher Wurzeln – durch neue nationale Begeisterung oder durch religiöses Eifern. Das teilen sie mit vielen anderen Migranten aus und in den verschiedensten Teilen der Welt. Für den Einzelnen ist das manchmal sehr schmerzhaft, und manchmal lässt es sich betäuben. Aber auch das haben sie mit den italienischen Einwanderern gemein, die vor 100 Jahren hierher kamen, und mit den türkischen Einwanderern, die vor 40 Jahren kamen.
Hanno Loewy, Dienstag, 22. Mai 2012
Die Idee, einen jüdischen Staat als “sicheren Hafen” für die Juden in der Welt zu gründen hat einen nicht sehr originellen Grund. Juden waren immer wieder in den verschiedensten Teilen der Welt Verfolgungen ausgesetzt. Die Vorstellung, dass nationalstaatliche Souveränität ein Weg sein könnte, aus dieser Falle herauszukommen, liegt ziemlich nahe. Vor hundert Jahren hat man noch darüber diskutiert, wo auf diesem Globus man dieses Ziel erreichen könnte. Es hat sich herausgestellt, dass dies nur im Nahen Osten möglich war, nachdem das Osmanische Reich zusammenbrach und die Karten in diesem Teil der Welt neu gemischt wurden. Aber ob die heutige Realität der Hoffnung von einst Recht gibt, ist inzwischen ebenso strittig. Immer mehr Israelis suchen sich inzwischen einen zweiten “sicheren Hafen”, irgendwo in Europa oder in Amerika. Es setzt sich langsam die Erkenntnis durch, dass man schon mehr als einen “sicheren Hafen” braucht, um vielleicht halbwegs sicher zu sein. Oder das es möglich sein muss, dass Menschen ein Heimatrecht endlich überall dort genießen können, wo sie dies wollen.
Ob man das Land zwischen Jordan und Mittelmeer nun “Palästina” oder “Israel” (oder beides) nennt, ändert nichts daran, dass jede religiöse oder ethnische Beschränkung einer nationalen Identität auf einem Gewaltverhältnis gegenüber den davon ausgeschlossenen Minderheiten und Einwanderern beruht.
Solche Gewalt kann sich auf verschiedene Weise äußern, mit Bomben und Gewehrkugeln, aber auch strukturell durch entwürdigende Ressentiments oder willkürlicher Beschneidung von Rechten. Das ist in Israel so, aber auch in den palästinensischen Gebieten und in den Nachbarländern Israels.
Das ist aber auch in Vorarlberg so, wo Muslime (im Gegensatz zu Israel) nicht einmal in Moscheen beten dürfen, die man von außen erkennen würde. Hochmut gegenüber den Ländern des Nahen Ostens ist fehl am Platz.
Hanno Loewy, Dienstag, 22. Mai 2012