Der Blog zur
Ausstellung im
Jüdischen Museum
Hohenems
www.jm-hohenems.at

Sa 30. Juni 2012

Warum sind Juden nach wie vor auf der Suche nach ihrer Heimat (Rückkehr!). Heimat ist überall, wenn man es zulässt.

Sigrid Oberholzer

  • Liebe Frau Oberholzer,
    ja, Heimat ist überall, wo man es zulässt (und wo sie einem auch nicht vorenthalten wird). Juden sind dafür das beste Beispiel, die fast überall auf der Welt leben.
    Nicht einmal ein Drittel von ihnen ist in Israel daheim, wo – wie in anderen nationalen Mythen und Traditionen auch – Heimatgefühl an den Besitz von einem bestimmten Flecken Erde gebunden wird. Dass eine wie auch immer geartete Schmähung oder Bedrohung der Heimat deren Bedeutung erhöht und dadurch auch leicht instrumentalisiert werden kann, wird in Israel genauso vorgemacht und gleichzeitig diskutiert wie überall auf der Welt.

    Hannes Sulzenbacher, Montag, 9. Juli 2012

Fr 29. Juni 2012

Wieso sehen viele Juden Israel als das ‘gelobte Land’, obwohl dort keine gelobten Zustände herrschen?

Christoph

  • Wo auf der Welt herrschen gleich nochmal gelobte Zustände?

    Hannes Sulzenbacher, Montag, 9. Juli 2012

Fr 29. Juni 2012

Dürfen Ärztinnen in Spitälern Beschneidungen durchführen?

Stoffers

  • Ja.

    Hannes Sulzenbacher, Montag, 9. Juli 2012

Do 28. Juni 2012

When are we going to realize the next activity about Turkish Jewry?

Ayhan Enginar

  • As soon as there is a good idea around. 😉
    And a sponsor we will find.

    Hanno Loewy, Montag, 2. Juli 2012

Di 26. Juni 2012

Werden Juden wann sie was schlimmes gemacht haben gleich bestraft wie wir?

Lukas

  • Lieber Lukas! Meinst Du von ihren Eltern? Ich glaub, das hängt davon ab, ob sie streng sind oder nicht, gut gelaunt oder schlecht gelaunt, und natürlich auch davon, was es denn “schlimmes” war. Ich glaub, das ist genau wie bei Dir und Deinen Freunden.

    Hanno Loewy, Montag, 2. Juli 2012

Mo 25. Juni 2012

Tragen jüdische Frauen eine Perücke? Wenn ja wieso?

Mia

  • Die meisten jüdischen Frauen kümmern sich nicht um dieses Thema. Strenggläubige, orthodoxe Frauen, verdecken aber, wenn sie verheiratet sind, ihr Haar. Das tun sie, je nach Brauch und Tradition, auf verschiedene Weise. Das kann ein Kopftuch oder eine Mütze sein. Oder eben eine Perücke, unter der man sein Haar entweder kurz trägt oder ganz abrasiert.
    Die Bibel kennt dazu keine Vorschriften. Die Idee, dass die weibliche Haarpracht unkeusche Gedanken und Gefühle wecken könnte und Männer zur Übertretung des 10. Gebotes (Du sollst nicht begehren Deines nächsten Weib) verführen würde, wird erst im Talmud diskutiert. Die verschiedenen Bräuche, die Haare zu verbergen, entstehen erst später und sind weder einheitlich noch verbindlich, auch wenn orthodoxe Rabbiner das manchmal gerne so darstellen.

    “Frag den Rabbi” antwortet darauf so:
    http://www.hagalil.com/judentum/rabbi/fh-0802-6.htm

    Und ein schönes statement einer jüdischen Frau zu diesem Thema findet sich auf “Annas Blog” im Internet:
    http://mittendrin.wordpress.com/2008/04/06/die-kopfbedeckung-bei-judischen-frauen/

    Hanno Loewy, Montag, 2. Juli 2012

Mo 25. Juni 2012

Wieso haben Männer Locken um die Ohren gewickelt?

Mia

  • Liebe Mia,
    In Levitikus 19,27 heißt es: “Ihr sollt den Rand eures Hauptes nicht runden, und du sollst nicht zerstören den Rand deines Kinnbarts”. Daraus entwickelte sich für orthodoxe jüdische Männer die Tradition, ihre Haare an den Schläfen wachsen zu lassen. Diese Strähnen sind zumeist gelockt, werden aber nicht um die Ohren gewickelt. Sonst sähen sie ja aus wie Princess Leia aus “Star Wars”.

    Hannes Sulzenbacher, Dienstag, 26. Juni 2012

Sa 23. Juni 2012

Und was geschieht mit dem Hautstück, das bei der Beschneidung anfällt? – Da gibts bestimmt ein Gesetz!

Elikei

  • Es gibt kein Gesetz, wohl aber Traditionen, was mit der abgeschnittenen Vorhaut geschieht: Zumeist wird sie begraben, entweder mit Erde oder Sand bedeckt. Eine andere Tradition ist, sie den Eltern in einem Beutel zu übergeben, die jenen dann beispielsweise unter einem neugebauten Haus oder auch neu angepflanzten Baum in ihrem Garten vergraben.

    Hannes Sulzenbacher, Donnerstag, 28. Juni 2012

  • Das Hautstück wird begraben. ganz einfach.

    Eine bestimmte Vorhaut wurde allerdings angeblich nicht begraben, sondern hat sich wundersamerweise sogar multipliziert: Die Vorhaut Jesu.
    Da dieses Stück seines Körpers bei seiner Himmelfahrt nicht dabei gewesen sein kann, haben zahlreiche Christen danach gesucht. Schließlich handelte es sich um die kostbarste Reliquie der Christenheit überhaupt.
    Angesichts des Phänomens, dass solche Reliquien oft an mehreren Orten gleichzeitig aufgehoben werden, wundert es nicht, dass auch die Vorhaut Jesu mehrfach vorhanden ist und als Reliquie verehrt wird.
    Allein in Frankreich rühmten sich offenbar zwölf Orte des exklusiven Besitzes des heiligen Präputiums – und versuchten mit dieser Attraktion ihren Fremdenverkehr anzukurbeln. Am Bekanntesten ist das praeputium dominum von Charroux (südlich von Poitiers), das sich Heinrich V.
    zur magischen Beförderung der Geburt seines Thronfolgers dort auslieh und zeitweise nach London übersandte.
    Rang zwei nimmt wohl das im Lateran in Rom aufbewahrte Exemplar ein. Die heilige Katharina soll das praeputium sanctum oder praeputium dominum (das allerdings unsichtbar sei, nur dem wahrhaft Frommen erkennbar) sogar am Ringfinger getragen haben; als ‘Verlobungsring’, auf den sie als Braut Christi Anspruch hatte. Nach ihrem Tode schnitt man ihren Finger samt ‘Schmuck’ ab und hatte so eine partiell unsichtbare Doppelreliquie.

    Soviel zu dem Verbleib von Vorhäuten.

    Hanno Loewy, Donnerstag, 28. Juni 2012

Sa 23. Juni 2012

Also doch längere Nase! Wo bleibt die wissenschaftliche Untersuchung, daß sie durchschnittlich ist?

EA

  • Tja, da stellst sich zuerst mal die wissenschaftliche Frage: “Was ist eine durchschnittliche Nase?”

    Hanno Loewy, Montag, 2. Juli 2012

Fr 22. Juni 2012

Kann ich Jude werden?

Balik

  • Hier Melissas Antwort vom 16. April 2012:

    Formal ist der Übertritt zum Judentum möglich, wird aber nicht forciert. Wenn er den Regeln entsprechend vollzogen worden ist, dann ist der Konvertit Jude und in allen Punkten in der Gemeinde gleichberechtigt.
    Aber Probleme gibt es natürlich:
    Erstens: der Faktor Mensch. Menschen sind manchmal schwach und lassen ihre eigene Schwäche an anderen aus. Ein solcher Ausdruck der Schwäche ist es, Konvertiten spüren zu lassen, das sie keine “richtigen” Juden sind. Dem wird man immer wieder begegnen. So wie ein jüdischer oder muslimischer Österreicher wohl immer wieder jemand begegnen wird, der ihm signalisiert, das er gar kein richtiger Österreicher ist.
    Zweitens pflegen (insbesondere da wo viele Juden leben) verschiedene Gemeinden einen unterschiedlichen Umgang mit den Traditionen (von Reform bis orthodox) und das heißt auch, einen unterschiedlichen Umgang mit Konversionen. Ein Übertritt in einer Reformgemeinde in den USA ist sicherlich leichter (wobei man sich auch da keine falschen Vorstellungen machen sollte, anderthalb oder zwei Jahre Zeit sollte man schon mitbringen) als bei einer ultra-orthodoxen Gemeinde.
    Dementsprechend akzeptieren Reformgemeinden auch einen Übertritt bei einer orthodoxen Gemeinde, aber umgekehrt orthodoxe Gemeinden häufig nicht einen Reform-Übertritt.
    Drittens kommt es natürlich auch darauf an, aus welchen Gründen man übertritt. Unterschieden wird zumeist zwischen drei Gründen:
    1. “Re-Konversion” von Menschen, die jüdische Vorfahren haben.
    2. “Liebes-Konversion” zum Zwecke der Eheschließung.
    3. “spirituelle Konversion” aus rein religiösen Gründen.
    Man kann sich vorstellen, dass “Re-Konversionen” oft am unproblematischsten ablaufen, “Liebes-Konversionen” sind besonders häufig und dabei stellt sich, von Seiten der Gemeinde vor allem die Frage, ob der Konvertit bereit ist, für die “jüdische Identität” der Kinder zu sorgen. (Das heißt auch, die Liebeskonversion ist bei Frauen häufiger als bei Männern, die ja für die Frage ob das Kind als “jüdisch” gilt, nicht so entscheidend sind.) Eine irgendwie heikle Frage – auf die man pragmatisch und ein wenig absurd damit antwortet, dass man verlangt zu beweisen, in der Lage zu sein, einen Haushalt unter Einhaltung der traditionellen Rituale und der Kaschrut (den Koscher-Gesetzen) zu führen. (Was die Mehrheit der Juden ja selbst gar nicht tut) Ob die Konversion nachhaltig ist (selbst wenn man sich nachher vielleicht wieder der üblichen Praxis annähert, es mit Kaschrut und Tradition nicht ganz so ernst zu nehmen), das hängt am Ende vor allem vom Erfolg der Ehe ab…
    “Spirituelle Konversionen” werden mit der größten Vorsicht behandelt – und sie erweisen sich tatsächlich auch in der Praxis nicht immer als sehr dauerhaft. Denn wer einmal das Bedürfnis verspürt, sich einem anderen Glauben zuzuwenden, der verspürt dieses Bedürfnis auch oft ein zweites Mal. Als temporäre spirituelle Orientierung hat sich das Judentum freilich in keiner seiner Ausprägungen jemals verstanden.
    Jude zu sein heißt ja letztlich, sich auf eine bestimmte historische Erfahrung zu beziehen. Das ist etwas anderes, als ein spirituelles Erlebnis zu suchen. Und zum Judentum zu konvertieren bedeutet, sich dieser historischen Erfahrung anzuschließen, was vermutlich nicht einfach ist. Aber es ist immer wieder in der Geschichte möglich gewesen.
    Manchmal machen es auch Konvertiten ihrer jüdischen Umgebung nicht ganz leicht, weil sie die Einhaltung der Traditionen oder das spirituelle Erleben in den Vordergrund stellen – und diesen Anspruch auch an ihre Umgebung stellen. Denn schließlich suchen Konvertiten häufig neue Sicherheit.
    Doch man kann Jude sein, ohne gläubig zu sein. Und zum jüdischen Zweifel zu konvertieren ist vielleicht besonders schwierig.
    Ab Oktober 2012 zeigt das Jüdische Museum Hohenems (und 2012 auch die Jüdischen Museen in Frankfurt und in München) eine Ausstellung zum Thema Konversion. Dann gibt es auch einen Katalog mit vielen Antworten auf diese Fragen.

    Hanno Loewy, Montag, 2. Juli 2012