Der Blog zur
Ausstellung im
Jüdischen Museum
Hohenems
www.jm-hohenems.at

Do 30. August 2012

Ich verstehe die ganzen Spezialbegriffe nicht. KÖnnen Sie ein kurzes Briefing über die Lage geben? Nicht über die Nazis sondern Juden & Palästina und Grundwissen das man braucht.

Anne Frank

  • Für eine Einführung ins Thema jüdische Geschichte und Judentum würde ich einen Besuch in unserer Dauerausstellung empfehlen.
    Mit einem Briefing zur Lage können wir nicht dienen. Die ist unübersichtlich wie eh und je. Aber zu einer Diskussion darüber laden wir Sie gerne jederzeit mal ins Cafe.

    Hanno Loewy, Sonntag, 2. September 2012

Do 30. August 2012

Wie wird Sexualität im Judentum behandelt? bzw. damit umgegangen?

Anna Gsiberger

  • Nu, darauf gibt es sicher keine eindeutige Antwort, denn das hängt doch letztlich auch von den einzelnen Menschen ab.
    Generell kann man allerdings sagen, dass Sexualität in der jüdischen Tradition als selbstverständlicher Teil des Lebens und zugleich als etwas heiliges wahrgenommen wird, also im Grunde weniger tabuisiert wird, als in der christlichen Tradition.

    In dem Fragen der Sexualität auch in der Tora, im Talmud und in den Midraschim (rabbinischen Auslegungen) regelmäßig verhandelt werden, werden natürlich auch viele intime Vorgänge durch religiöse Regeln bestimmt. Auch gegen diesen Zugriff auf die persönlichste Lebenssphäre hat sich natürlich die jüdische Aufklärung und das Reformjudentum gewandt – so dass viele religiöse Vorschriften schon deshalb heute nur noch von einer Minderheit eingehalten werden.

    Ein traditioneller jüdischer Ehevertrag sieht aber noch heute vor, dass sich der Mann verpflichtet, die Frau sexuell zu befriedigen. Das ist übrigens auch im Islam so.

    Hanno Loewy, Sonntag, 2. September 2012

Do 30. August 2012

Ab welchem Alter tragen chassidische Jüdinnen Perücke/Tuch?

anonym

  • Orthodoxe jüdische Frauen bedecken ihre Haare ab dem Moment, wenn sie verheiratet sind. Das kann auf verschiedene Weise geschehen. Und natürlich sollen die Haare damit zur Intimsphäre der Ehe geschlagen werden und die Attraktivität der Frau für andere Männer gemindert.

    In der Tora ist zum ersten mal davon in der Episode die Rede in der Rebekka (Rivka) ihren zukünftigen Ehemann Yitzchak trifft und vorher ihr Haar bedeckt (Tora Parashat Chaye Sarah), sowie an einer anderen Stelle, wo es darum geht, dass Ehefrauen, die verdächtigt werden, Ehebruch begangen zu haben und zum Beweis von Schuld oder Unschuld das “Sotahwasser” (Mei Sotah) vom Cohen (Tempelpriester) verabreicht bekommen, ihre Kopfbedeckung absetzen müssen (siehe Tora Parasha Nasso).
    Vor allem wird die Kopfbedeckung der verheirateten Frau im Talmud Traktat Ketubot 72a beschrieben, sowie (sehr viel später) im Shulchan Aruch – Orach Chaim 75:2.

    Hanno Loewy, Sonntag, 2. September 2012

Do 30. August 2012

Warum schmeckt der Hüttenkäse in Israel so gut?

anonym

  • Das frage ich mich auch. Der Hüttenkäse bei meinem Onkel in Tel Aviv hat mir auch immer so gut geschmeckt. Vielleicht liegt es daran, dass man in Israel traditionell in die Herstellung von Weißkäse viele Liebe und Energie steckt, während die Herstellung von “gelbem Käse” (schon diese Bezeichnung sagt alles) irgendwie keine besondere Aufmerksamkeit erfahren hat.
    Ob das nun daran liegt, dass das traditionelle Verfahren, Milch mit Lab zu versetzen um den Käserei-Prozess in Gang zu setzen, nicht wirklich koscher ist (Lab gilt als fleischig…), das weiß ich nicht.

    Hanno Loewy, Sonntag, 2. September 2012

Do 30. August 2012

Darf ich als Nicht-Jüdin eine Mikwe besuchen?

anonym

  • Ja das ist mal wieder ein Thema, über das man/frau lange und spitzfindig streiten kann.
    Erstens: jeder See, jeder Fluß (auch jedes Meer), alle “fließenden” Gewässer, sind eine Mikwe. Jeder und jede, der oder die es also mit dem Untertauchen in der Mikwe versuchen möchte, hat unendlich viele Möglichkeiten dazu. Man sollte dazu allerdings gänzlich nackt sein.
    Zweitens: die Mikwe zu besuchen ist ein religiöser Akt, den man nicht einfach zum Ausprobieren vollführen sollte. Und eine gebaute und von einer Gemeinde als Institution betriebene Mikwe (ob mit Grundwasser oder Regenwasser) kann man nicht einfach so betreten, ohne sich anzumelden. In der Regel wird man als Nicht-Jüdin oder als Nicht-Jude dabei also sicherlich abgewiesen.
    Drittens: Eine Ausnahme gibt es. Beim Übertritt zum Judentum besiegelt das Untertauchen in der Mikwe vor Zeugen die Konversion. Dabei taucht man als NIcht-Jüdin unter – und als Jüdin wieder auf.

    Der große Rest der Unklarheiten sind die üblichen Streitereien zwischen verschiedenen gläubigen Fraktionen. Ein bissel irrational, wie alles, was mit Religion zu tun hat…

    Orthodoxe Gemeinden legen zum Beispiel auch Wert darauf, dass keine Konvertiten ihre Mikwe benutzen, die nicht orthodox sondern bei einem Reformrabbiner zum Judentum übergetreten sind. Manche Rabbiner streiten sich, ob eine Mikwe durch den Besuch eines Nichtjuden unkoscher wird, oder ob man zumindest das Wasser vollständig auswechseln muss. Wenn es um Identität und Abgrenzung geht, dann gibt es halt immer noch jemand, der eins drauf setzen muss. Das ist wohl überall so.

    Ein Beispiel darüber, wie man (bzw, frau) so im Internet über dieses Thema diskutiert finden Sie hier:
    http://hamantaschen.blogspot.co.at/2007/01/die-mikwe.html

    Hanno Loewy, Sonntag, 2. September 2012

So 26. August 2012

Was ist der Sinn dieser Ausstellung?

unleserlich

  • Wenn wir Ihnen das verraten würden, wäre doch der ganze Spaß vorbei.
    Die meisten anderen Besucher sind jedenfalls von alleine darauf gekommen, jeder und jede für sich und zum Glück mit verschiedenen Ergebnissen.
    Kommen Sie doch noch einmal vorbei. Es gibt immer eine zweite Chance.

    Hanno Loewy, Sonntag, 2. September 2012

Mo 20. August 2012

Is it true that some communities of Jews discovered a sexual lore to increase the conception of male children?

anonym

  • Ach wie schade, dass Sie Ihre Frage anonym gestellt haben. Sie scheinen mehr zu wissen als wir. Ich hätte Sie angerufen und wir hätten zusammen reich werden können.
    So bleibt mir nur die Antwort: Nein. Denn das hätte ja statistisch irgendwie auffallen müssen. Ist es aber nicht. Selbst die radikal-orthodoxesten Sektierer bekommen ungefähr gleichviel Mädchen wie Buben. Muss irgendwie menschlich sein.

    Hanno Loewy, Montag, 20. August 2012

  • Too bad, you posted your question anonymously. It seems you know more than me. I would have called you and we could have become rich together…
    Unfortunately I can only answer: no. If there would be such a case it would have been registered in the statistics. But it is not. Even the most radical orthodox sectarians gave birth to about the same number of girls and boys. That seems to be human…

    Hanno Loewy, Sonntag, 2. September 2012

Fr 17. August 2012

Warum ist es Juden verboten, den Namen ihres Gottes – JAHWE oder JEHOVA – auszusprechen?

Ruth Staub

  • Du sollst den Namen Gottes nicht achtlos aussprechen (oder “missbrauchen”), so lautet das zweite Gebot des Dekalog. Gemeint ist natürlich im engeren Sinne fluchen, schwören und alle anderen leichtfertigen Versuche, sich auf Gott zu berufen, um sich damit über andere Menschen zu überheben. Ist doch eine unmittelbar einleuchtende Vorschrift. Im strengen Sinne gilt das nämlich immer.
    Natürlich durften die Hohepriester bei bestimmten Handlungen im Tempel den Gottesnamen doch aussprechen. Aber das ist ja zum Glück lange her. Und es widerspricht auch jener alten Vorstellung der Bibel, dass nur Gott selbst seinen Namen überhaupt kennt.
    Im Übrigen hat nicht nur das Judentum, sondern haben auch andere Religionen das Aussprechen des Gottesnamen tabuisiert.

    Hanno Loewy, Montag, 20. August 2012

Mi 15. August 2012

Warum gibt es noch immer keine Lösung mit Israel und Palästina?

Irmgard Haller

  • Weil es keine einfache Lösung für diesen Konflikt gibt.

    Hanno Loewy, Montag, 20. August 2012

Mi 15. August 2012

Beginnt eine neue Wanderung nach Polen? Wie reagiert Polen auf diesen Vorschlag?

Kleiser, El.

  • Sie fragen, wie viele Menschen dem Aufruf des “Jewish Renaissance Movement in Poland” folgen?
    Nun: diese Bewegung ist ein Kunstwerk der israelischen Künstlerin Yael Bartana. Die Tatsache, dass Yael Bartana mit dieser fiktiven Installation offiziell die Republik Polen auf der Kunst-Biennale in Venedig vertrat, zeigt aber, dass die politische Provokation dieser Idee, 3,3 Millionen Juden zur Rückkehr nach Polen zu veranlassen, auch in Polen politisch durchaus ernst genommen wird, zumindest von politisch liberalen, die sich ein weltoffeneres Polen wünschen. Ob es jenseits der Filme und Plakate der Künstlerin Yael Bartana tatsächlich eine Massenbewegung gibt, ist natürlich zweifelhaft. Tatsache ist, dass in den letzten Jahren die israelische Wanderungsbilanz erstmals ausgeglichen ist, also genauso viele Menschen aus Israel auswandern wie einwandern. Und eine noch größere Zahl von Israelis besorgt sich “für alle Fälle” einen europäischen Pass: um leichter Reisen zu können, um leichter Eigentum erwerben zu können, aber auch, um im Krisenfall einen sicheren Hafen in Europa zu haben. Auch polnische Pässe werden von vielen Israelis, deren Vorfahren in Polen lebten, wieder erworben.
    Zugleich gilt Polen in den Augen vieler Israelis (und auch vieler Juden anderswo in der Welt) noch immer als jener Ort, der durch die shoah unbewohnbar geworden ist. Ironischerweise ganz anders als Berlin, wo heute viele tausende von Israelis leben. Übrigens auch Yael Bartana.

    Hanno Loewy, Montag, 20. August 2012