Der Blog zur
Ausstellung im
Jüdischen Museum
Hohenems
www.jm-hohenems.at

Do 27. September 2012

War (ist) Pinocchio ein Jude?

Ernst Reichl

  • Hmm, wieso?
    Weil er aus Holz ist? Weil er eine lange Nase hat? Weil er mal gelogen hat? Weil er durch die Welt wandert?

    Hanno Loewy, Donnerstag, 4. Oktober 2012

Di 25. September 2012

Weshalb reagieren Nicht-Juden nicht unaufgeregt auf Juden? immer!

Eliane Merigheti

Di 25. September 2012

Kann man auch Jude sein/werden, ohne sich beschneiden zu lassen?

Andreas R.

  • Die kurze Antwort ist: ja.
    Und das auch dann, wenn die Beschneidung männlicher Neugeborener eines der wichtigsten Gebote im Judentum ist und auch von wenig, ja sogar von überhaupt nicht religiösen Menschen zumeist als Zeichen der Zugehörigkeit und als uralte Tradition eingehalten wird.

    Wenn man es ohnehin von Geburt an ist (weil die Mutter jüdisch ist), dann stellt sich die Frage etwas anders, als im Falle eines Übertritts.

    Wer zum Judentum übertritt, muss in den meisten jüdischen Gemeinden sich vor dem Übertritt auch beschneiden lassen. Es gibt medizinisch notwendige Ausnahmen und es gibt Reformgemeinden, die darauf verzichten. Deren Konversionen werden aber wiederum nicht von anderen Gemeinden akzeptiert. Das heißt, wer als Mann zum Judentum übertritt und sich diese Scherereien ersparen will, lässt sich in der Regel auch beschneiden.

    Wer als männlicher Jude geboren wird, wird meistens auch nach der Geburt beschnitten, aber es gibt Eltern, die das nicht wollen. In Israel sind dies nicht wenige, denn um als jüdischer Israeli zu leben braucht es nicht unbedingt dieses Zeichen der Zugehörigkeit und Identität, ein israelischer Pass tut es ja auch. In Reformgemeinden, in den USA zum Beispiel, gibt es ebenfalls eine wachsende Zahl von Eltern, die die Beschneidung ihrer Kinder ablehnen. Es gibt zwar keine Berichte darüber, dass Menschen durch die Beschneidung traumatisiert worden seien, aber für manche Eltern ist die Vorstellung unangenehm.

    Natürlich gibt es überall Menschen, denen ihre Zugehörigkeit zum Judentum nichts mehr bedeutet. Und es gibt auch Menschen, die Angst vor Verfolgung haben, und sich deswegen nicht durch eine Beschneidung als Jude erkennbar machen wollen. Kurz, die Menschen und ihre Motive sind eben so verschieden wie manche religiösen Regeln und Traditionen eindeutig sein können. Dazwischen sucht man seinen Weg.

    Hanno Loewy, Donnerstag, 4. Oktober 2012

Di 25. September 2012

Wie löst sich der (scheinbare) Widerspruch, dass Juden nur Handel + Geldverleih betreiben dürften, aber auch als Ärzte, Lehrer, Metzger, Gastwirte, Wollfabrikanten etc. arbeiteten?

Andreas R.

  • Nun ja. An manchen Orten und zu manchen Zeiten ist es eben so, und an anderen Orten und zu anderen Zeiten ist es anders.
    Im Mittelalter durften Juden an manchen Orten nur Geldhandel betreiben, an manchen Orten auch anderen Handel. In Polen und Russland konnten sie in den Dörfern als Bauern arbeiten, oder den verschiedensten Gewerben nachgehen und ein Handwerk betreiben. Im muslimischen mittelalterlichen Spanien standen ihnen die Wissenschaften, der Arztberuf und viele andere Gewerbe offen. In Österreich durften sie erst ab dem Beginn des 19. Jahrhunderts ein Handwerk erlernen, Boden besitzen, oder Fabriken errichten.
    Es kommt also immer darauf an: wann und wo.

    Hanno Loewy, Donnerstag, 4. Oktober 2012

Di 25. September 2012

Viele Fragen kann man nicht eindeutig beantworten, auch Fr. 16. Was ist die Antwort auf Fragen: 5, 7, 10, 11, 19

Andreas R.

Di 25. September 2012

Warum ist das passiert?

Luca Ströhle

So 23. September 2012

Darf auf dem jüd Friedhof Asche einer/-s Kremierten ausgetreut werden?

JE + TE

  • Das mit dem Ausstreuen ist glaub ich keine so gute Idee.
    Feuerbestattung ist im Judentum (so wie im Islam und früher auch im Christentum) eigentlich nicht erlaubt und gerade in Europa auch ganz unüblich. Aber wie so manche Regeln, wird auch diese nicht immer eingehalten und zunehmend diskutiert. Es gibt jüdische Friedhöfe, auf denen Urnenbestattung gänzlich untersagt ist. Andere halten ein eigenes kleines Feld für Urnenbestattung bereit.

    Hanno Loewy, Donnerstag, 4. Oktober 2012

Mi 19. September 2012

Ist die Zirkumzision vereinbar mit der UNO-Kinderrechtskonversion über Schutz vor körperlicher Versehrtheit?

Doris Wili

  • Wie über so vieles kann man auch darüber im Prinzip verschiedener Meinung sein. Diejenigen, die es betrifft, also beschnittene jüdische oder muslimische Männer, sind bekanntermaßen in aller Regel nicht der Meinung “versehrt” worden zu sein. Im Gegenteil, sie empfinden wohl eher die gegenwärtige Diskussion als verletzend und wollen auch ihre Kinder von solcher Art Kränkungen und traumatischer Zurücksetzung schützen.
    Weder ist die Beschneidung eine dauerhaft spürbare Verletzung, noch in irgendeiner Weise behindernd.
    Sie ist unter gesundheitlich-hygienischen Aspekten eher positiv zu bewerten – auch wenn hier ebenfalls deutliche Übertreibungen vorkommen. Medizinische Wunder bewirkt die Beschneidung nämlich auch nicht, sie senkt allenfalls ein paar gesundheitliche Risiken. Ob das ein Grund ist, sie wie in manchen Ländern mehrheitlich zu praktizieren, auch ohne dass religiöse Gründe dafür vorliegen, mag dahin gestellt sein.
    Sie ist freilich kurzfristig schmerzhaft, wobei dazu zu sagen ist, dass dies eher dafür spricht, sie so früh wie möglich durchzuführen. Aus meiner persönlichen Erfahrung kann ich sagen. Als Baby habe ich sicherlich weit mehr unter dem Zahnen gelitten, als unter der kurzen Betäubung als Baby und dem Verlust von ein paar Millimeter nutzloser und manchmal hinderlicher Haut.

    Hanno Loewy, Freitag, 21. September 2012

Mi 19. September 2012

Kann ein Nicht-Beschnittener Sohn einer jüdischen Mutter dennoch Jude sein?

Schmitz

  • Nach traditioneller Auffassung: ja. Das Kind einer jüdischen Mutter gilt nach dem Religionsgesetz als jüdisch, auch wenn es nicht beschnitten ist.

    Hanno Loewy, Freitag, 21. September 2012

Mi 19. September 2012

Danke für diese Ausstellung, die viele Fragen auf ganz außergewöhnliche Weise weitergeführt hat!

Christine Schramm