So 29. Juli 2012
Warum werde denn jüdische Jungen beschnitten? Das ist auf der Tafel nicht erklärt.
Werner Esser, Essen/Germany
So 29. Juli 2012
Werner Esser, Essen/Germany
So 29. Juli 2012
Alva Feuerstein
Das kommt darauf an, ob es ein weiblicher oder ein männlicher Vorname ist.
Der weibliche Vorname kommt aus dem Schwedischen und bedeutet “Elfe” oder auch eine Heerschar von Elfen.
Der männliche Vorname kommt tatsächlich aus dem Hebräischen (Alvah) und bedeutet „seine Hoheit“.
Hanno Loewy, Samstag, 4. August 2012
So 29. Juli 2012
anonym
Das kommt darauf an. Wenn das Hendel koscher geschlachtet wurde steht einem koscheren Paprikahendel nichts im Weg…
Hanno Loewy, Freitag, 3. August 2012
Sa 28. Juli 2012
Ludwig Vige, Dornbirn
Diesen Fehler in unserer Dauerausstellung haben wir auch schon bemerkt. Die Korrektur wird kommen.
Hanno Loewy, Freitag, 3. August 2012
Do 26. Juli 2012
“Anonym” (er oder sie nennt sich so)
Fromme Juden baden oder duschen sich meist kurz vor Schabbatbeginn, um den Schweiß der Arbeitswoche bzw. des Arbeitstages abzuwaschen und gleichzeitig den Schabbat zu ehren. Am Schabbat selbst hingegen fällt die Selbstreinigung unter “Arbeit” und ist deshalb nicht erlaubt. Damit wartet man dann wieder auf das Schabbatende am Samstagabend.
Hannes Sulzenbacher, Donnerstag, 2. August 2012
Do 26. Juli 2012
Johannes
Es gibt kein Gesetz, wohl aber Traditionen, was mit der abgeschnittenen Vorhaut geschieht: Zumeist wird sie begraben, entweder mit Erde oder Sand bedeckt. Eine andere Tradition ist, sie den Eltern in einem Beutel zu übergeben, die jenen dann beispielsweise unter einem neugebauten Haus oder auch neu angepflanzten Baum in ihrem Garten vergraben.
Eine bestimmte Vorhaut wurde allerdings angeblich nicht begraben, sondern hat sich wundersamerweise sogar multipliziert: Die Vorhaut Jesu.
Da dieses Stück seines Körpers bei seiner Himmelfahrt nicht dabei gewesen sein kann, haben zahlreiche Christen danach gesucht. Schließlich handelte es sich um die kostbarste Reliquie der Christenheit überhaupt.
Angesichts des Phänomens, dass solche Reliquien oft an mehreren Orten gleichzeitig aufgehoben werden, wundert es nicht, dass auch die Vorhaut Jesu mehrfach vorhanden ist und als Reliquie verehrt wird.
Allein in Frankreich rühmten sich offenbar zwölf Orte des exklusiven Besitzes des heiligen Präputiums – und versuchten mit dieser Attraktion ihren Fremdenverkehr anzukurbeln. Am Bekanntesten ist das praeputium dominum von Charroux (südlich von Poitiers), das sich Heinrich V.
zur magischen Beförderung der Geburt seines Thronfolgers dort auslieh und zeitweise nach London übersandte.
Rang zwei nimmt wohl das im Lateran in Rom aufbewahrte Exemplar ein. Die heilige Katharina soll das praeputium sanctum oder praeputium dominum (das allerdings unsichtbar sei, nur dem wahrhaft Frommen erkennbar) sogar am Ringfinger getragen haben; als ‘Verlobungsring’, auf den sie als Braut Christi Anspruch hatte. Nach ihrem Tode schnitt man ihren Finger samt ‘Schmuck’ ab und hatte so eine partiell unsichtbare Doppelreliquie.
Soviel zu dem Verbleib von Vorhäuten.
Hanno Loewy, Freitag, 27. Juli 2012
Do 26. Juli 2012
Marian Pink
Very often we ask this ourselve too.
But still there is a point that makes things a bit more complicated here. Judaism is not only a religion but there is something like the “Jewish people”. For most of their time they haven’t been a “nation”, living on their own territory but dispersed over the world. But still we kept some sense of a tribe.
Though: In the 19th century Jews became part of “their” respective (European) nations in the course of emancipation. And they started to consider their religion more and more as something private, as a cinfession among other confessions.
And if European nations would not have become crazy about nationalism and racism around 1900 history probably would have turned out different. After the shoah somehow we had to start from scratch, with all the errors and misunderstandings and ideological traps on the way. Lets hope that your question can be answered more relaxed in the future.
Hanno Loewy, Freitag, 27. Juli 2012
Di 24. Juli 2012
Manuela
Nun, die Zahl der Mauern nimmt weltweit leider deutlich zu und nicht ab. Die Europäische Union riegelt sich im Osten an der Grenze zur Ukraine, nach Weißrussland oder zur Türkei ab. Spanien baut meterhohe Mauern und Stacheldrahtzäune um seine Enklaven in Afrika, Ägypten hat eine Mauer zum Gazastreifen errichtet, und die USA hat einen befestigten Grenzzaun (teilweise auch eine Mauer) nach Mexiko hin errichtet. Insofern ist der Fall der Berliner Mauer leider bislang eher die große Ausnahme.
Die Mauern und Zäune, die Israel zum Teil in der Nähe der Grünen Linie (also der Grenze bis 1967), zum Teil aber auch quer durch die Westbank und zwischen verschiedenen Teilen Jerusalems zieht, ist zugleich das Resultat einer tragischen Besatzungspolitik und der durchaus erfolgreiche Versuch, das eigene Territorium vor Attentätern zu schützen.
Leider rechtfertigt das zweite Anliegen den tatsächlichen Verlauf der israelischen Grenzbefestigungen nur zum Teil. Mit den Zäunen und Betonmauern werden auch Siedlungen und Teile des besetzten Ost-Jerusalems quasi israelischem Territorium einverleibt, eine Praxis gegen die die israelische Friedensbewegung leider ohne sichtbare Erfolge seit vielen Jahren kämpft.
Was folgt daraus: man sollte wohl über den Mauern in Israel, in Jerusalem und in der Westbank nicht die vielen anderen Mauern vergessen, die gerade wachsen und wachsen, und für die wir selber mit verantwortlich sind – und die zum Teil sehr viel mehr Menschen betreffen. Alles andere wäre Heuchelei. Und natürlich das Unrecht im Nahen Osten ein Unrecht nennen, auch wenn es nicht das einzige und nicht das schlimmste in der Welt ist.
Eine Lösung für Jerusalem zu finden ist aber wohl das schwierigste Unterfangen, solange Christen, Juden und Muslime diese Stadt für sich beanspruchen und keine wirklich neutrale Instanz in Sicht ist, wird es schwierig sein, hier mit guten Ratschlägen Erfolg zu haben.
Hanno Loewy, Freitag, 27. Juli 2012
So 22. Juli 2012
Carmen
Nein, im Grunde kommt das nur in Ausnahmen vor. Da viele Israelis im Ausland leben, kommt es natürlich häufiger vor, dass verstorbene Israelis, nach Israel überführt werden. Und manchmal lassen sich Juden in Israel beerdigen, weil der größere Teil ihrer Familie dort lebt. (So war das auch nach dem Mordanschlag in Toulouse.) Und es gibt und gab religiöse Juden, die (auch schon vor langer Zeit) in hohem Alter nach Israel/Palästina gehen/gingen, um dort zu sterben (und beerdigt zu werden.
Hanno Loewy, Freitag, 27. Juli 2012
Uns hat einfach mehr die Frage interessiert, warum diese Frage ausgerechnet den Juden gestellt wird, die weltweit eher eine kleiner Zahl von Beschnittenen ausmachen, von insgesamt ca. 33 % der männlichen Weltbevölkerung. Im Judentum ist die Beschneidung wohl das elementare Zeichen der Zugehörigkeit zum jüdischen Volk, so wie die Taufe wohl das zentrale Zeichen der Zugehörigkeit zum Christentum darstellt. Ähnliches gilt für den Islam, wo die Beschneidung ebenfalls zu den wichtigsten Ritualen der Zugehörigkeit gehört. Das erklärt, warum Juden und Muslime die derzeitige Diskussion nicht wirklich lustig finden. Es geht um nicht mehr und nicht weniger, als um die Frage, ob Juden und Muslime in Deutschland, Österreich oder der Schweiz überhaupt als Gemeinden leben dürfen, oder nicht. Das weckt unangenehme Erinnerungen.
Hier noch unsere längere Antwort vom 15. Juni:
Schon in der Vorbereitung der Ausstellung hat uns überrascht: das ist eine der drei am häufigsten Fragen über und an Juden überhaupt, die in jüdischen Museen gestellt werden.
Bei manchen Fragen sind uns selbst Fragen gekommen. Zum Beispiel die: warum werden immer Juden gefragt, warum es die Beschneidung gibt.
Von den Männern, die auf der Welt beschnitten sind, und zwar aus den unterschiedlichsten Gründen, sind nur ein Bruchteil Juden. Die meisten sind Muslime, christliche Amerikaner, oder Afrikaner und Asiaten unterschiedlichster Religionen. Insgesamt sind 33% der männlichen Weltbevölkerung beschnitten.
Aber bei der Vorbereitung unserer Ausstellung haben wir verblüfft zur Kenntnis genommen, dass die Frage nach der Beschneidung von Juden offenbar die meisten Menschen beschäftigt, mehr als alles andere. Und wir dachten, diese Frage müssten wir einmal an unser Publikum zurückgeben.
Dass diese Frage so häufig (und gerade in Bezug auf das Judentum) gestellt wird, hat uns vor allem deswegen verwundert, da die traditionellen Begründungen dafür, dass verschiedene Kulturen das Ritual der Beschneidung entwickelt haben, ja jeder im Internet nachlesen kann. An Information zu diesem Thema mangelt es wahrlich nicht. Hier ein guter Überblick dazu:
http://de.wikipedia.org/wiki/Zirkumzision
Die Antworten sind vielfältig und reichen von Theorien über das Opfer bis zu hygienischen Motiven. Kontrolle der Sexualität wird als Motiv genannt (obwohl das für heutige Formen von Beschneidung von Männern wohl kaum zutrifft) und natürlich die Abschaffung des Menschenopfers und der Ersatz durch ein symbolisches Opfer. Die verschiedenen Theorien widersprechen einander zum Teil, zum Teil ergänzen sie sich. Auch dass die Beschneidung der männlichen Vorhaut bestimmte Krankheitsrisiken mindert, ist nicht in jedem Fall zweifelsfrei erwiesen, wird aber gerade in den USA allgemein angenommen.
Im Judentum herrscht die Legende vor, dass Abraham seine Söhne als erster beschnitten habe, einer Weisung Gottes entsprechend. »Ich bin der Herr, der dich aus Ur in Chaldäa geführt hat, ich gebe dir das Land zu Besitz. Deine Nachkommen sollen wie die Sterne am Himmel sein« Und in Genesis 17,10-14 steht, dass die Beschneidung der männlichen Nachkommen als Zeichen dieses Bundes dienen soll. Dazu muss man natürlich glauben, dass Gott Weisungen erteilt, und das Abraham wirklich gelebt hat, obwohl er eine mythische Figur ist.
All diese offenen Fragen ändern allerdings nichts daran, dass die Beschneidung für Juden im Laufe der Jahrtausende zum zentralen Symbol der Zugehörigkeit geworden ist, vergleichbar allenfalls dem “Sakrament der Taufe” im Christentum.
Aber die Juden haben das Ritual ja gar nicht erfunden. Es gibt Beschneidungsdarstellungen aus dem alten Ägypten, die sehr viel länger zurückreichen. Und Beschneidungen waren schon zu Zeiten des mythischen Abraham offenbar in verschiedenen Völkern und Stämmen verbreitet. Die Diskussion darüber wird vermutlich weitergehen.
Hanno Loewy, Freitag, 3. August 2012