30.August 2012
Darf ich als Nicht-Jüdin eine Mikwe besuchen?

anonym

  • Ja das ist mal wieder ein Thema, über das man/frau lange und spitzfindig streiten kann.
    Erstens: jeder See, jeder Fluß (auch jedes Meer), alle “fließenden” Gewässer, sind eine Mikwe. Jeder und jede, der oder die es also mit dem Untertauchen in der Mikwe versuchen möchte, hat unendlich viele Möglichkeiten dazu. Man sollte dazu allerdings gänzlich nackt sein.
    Zweitens: die Mikwe zu besuchen ist ein religiöser Akt, den man nicht einfach zum Ausprobieren vollführen sollte. Und eine gebaute und von einer Gemeinde als Institution betriebene Mikwe (ob mit Grundwasser oder Regenwasser) kann man nicht einfach so betreten, ohne sich anzumelden. In der Regel wird man als Nicht-Jüdin oder als Nicht-Jude dabei also sicherlich abgewiesen.
    Drittens: Eine Ausnahme gibt es. Beim Übertritt zum Judentum besiegelt das Untertauchen in der Mikwe vor Zeugen die Konversion. Dabei taucht man als NIcht-Jüdin unter – und als Jüdin wieder auf.

    Der große Rest der Unklarheiten sind die üblichen Streitereien zwischen verschiedenen gläubigen Fraktionen. Ein bissel irrational, wie alles, was mit Religion zu tun hat…

    Orthodoxe Gemeinden legen zum Beispiel auch Wert darauf, dass keine Konvertiten ihre Mikwe benutzen, die nicht orthodox sondern bei einem Reformrabbiner zum Judentum übergetreten sind. Manche Rabbiner streiten sich, ob eine Mikwe durch den Besuch eines Nichtjuden unkoscher wird, oder ob man zumindest das Wasser vollständig auswechseln muss. Wenn es um Identität und Abgrenzung geht, dann gibt es halt immer noch jemand, der eins drauf setzen muss. Das ist wohl überall so.

    Ein Beispiel darüber, wie man (bzw, frau) so im Internet über dieses Thema diskutiert finden Sie hier:
    http://hamantaschen.blogspot.co.at/2007/01/die-mikwe.html

    Hanno Loewy, Sonntag, 2. September 2012