Mi 15. August 2012
Warum bin ich Jüdin?
Judith Miller
So 12. August 2012
Turgay
Lieber Turgay, wer hat Ihnen das erzählt? War das derselbe, der sonst erzählt, dass Türken, Araber und Perser nicht arbeiten sondern immer nur von der Sozialhilfe leben?
Auf jeden Fall gab es in Deutschland mal zu viele Menschen, die solche Geschichten geglaubt haben.
Hanno Loewy, Montag, 20. August 2012
Fr 10. August 2012
Klaus F. E. Müller
Auch wenn ich kein Rabbiner bin: Das “Vaterunser” erscheint im “Neuen Testament” bekanntlich in zwei verschiedenen Fassungen im Matthäus- und Lukasevangelium. Beide beziehen sich auf die jüdische Gebetstradition (z.B. das Kaddischgebet), betonen aber eine Vorstellung von Sündenvergebung, die in dieser Form im Judentum keine Rolle spielt.
Hanno Loewy, Montag, 13. August 2012
Mo 6. August 2012
M.Hladik
Wieso Schmerzen? Die Beschneidung ist doch keine christliche Geißelung. Nein, weh tun soll das nicht. Wenn ein in Wein getauchter Finger zur Beruhigung nicht reicht, gerne auch eine örtliche Betäubung. Aber von einer Vollnarkose bei einem Baby würden wir aus medizinischer Laien-Sicht bei einem so kleinen Eingriff eher abraten. Das Baby soll ja keinen Schaden erleiden.
Ein ausgebildeter Mohel (Beschneider) kann das übrigens noch besser als ein Arzt. Aber inzwischen geht man vielerorts dazu über, die Beschneidung durch einen Mohel im Krankenhaus durchführen zu lassen, oder Beschneider und Ärzte kooperieren dabei. Das ist zwar teurer aber man ist auf alle Fragen vorbereitet 😉
Hanno Loewy, Montag, 13. August 2012
So 5. August 2012
anonym
Ist das eine Frage oder eine These?
Ich habe noch nie davon gehört, das ein christlicher Bankier oder ein muslimischer Unternehmer oder ein buddhistischer Kapitalist aus ihrer jeweiligen Religionsgemeinschaft ausgeschlossen worden wären, weil sie sich auf Kosten anderer bereichert hätten. Auch wenn es dem Ethos der jüdischen, christlichen, islamischen oder buddhistischen Religion widerspricht.
Meinen Sie, dass es die Juden besonders nötig haben, solchen Praktiken einen Riegel vorzuschieben? Ich kann Sie beruhigen.
Nur ein sehr geringer Prozentsatz der Ausbeuter auf diesem Planeten sind Juden, ob im “Geldwesen” (was meinen Sie damit?) oder in der Industrie, bei der Sklavenhaltung auf Kupferminen in Afrika oder bei der Beschäftigung von minderjährigen Näherinnen in der indischen Textilfabrikation, bei der Ausbeutung “illegaler” Wanderarbeiter in Europa oder beim Schleppergeschäft mit Flüchtlingen.
Wenn es also nicht an der Realität liegt, sondern an der blühenden Fantasie mancher Nichtjuden, dass Juden ständig mit irgendetwas “in Verbindung gebracht werden”, dann wird eine Erklärung des Oberrabinats in Jerusalem (auf das die meisten Juden ohnehin zum Glück nicht hören) wohl kaum geeignet sein, daran etwas zu ändern. Offenbar erwartet man von Juden, bessere Menschen zu sein, als alle anderen. Und wenn sie es nicht sind, dann stellt man ihnen solche Fragen.
Hanno Loewy, Dienstag, 7. August 2012
So 5. August 2012
Rachel
Wenn Sie ernsthaft an einen Übertritt denken, dann sollten Sie einen Rabbiner finden, der Sie auf diesem Weg begleiten will. Das ist nicht ganz einfach, denn Konversionen zum Judentum werden von den jüdischen Gemeinden nicht forciert und nur dann zugelassen, wenn sich der oder die Übertrittswillige wirklich auf Dauer mit dem jüdischen Volk (also nicht nur mit einer religiösen Orientierung) verbinden möchte. Der Übertritt setzt intensives Studium voraus.
Hier auch Melissa Dettlings längere Antwort auf eine ähnliche Frage vom 16.4.2012.
Formal ist der Übertritt zum Judentum möglich, wird aber nicht forciert. Wenn er den Regeln entsprechend vollzogen worden ist, dann ist der Konvertit Jude und in allen Punkten in der Gemeinde gleichberechtigt.
Aber Probleme gibt es natürlich:
Erstens: der Faktor Mensch. Menschen sind manchmal schwach und lassen ihre eigene Schwäche an anderen aus. Ein solcher Ausdruck der Schwäche ist es, Konvertiten spüren zu lassen, das sie keine “richtigen” Juden sind. Dem wird man immer wieder begegnen. So wie ein jüdischer oder muslimischer Österreicher wohl immer wieder jemand begegnen wird, der ihm signalisiert, das er gar kein richtiger Österreicher ist.
Zweitens pflegen (insbesondere da wo viele Juden leben) verschiedene Gemeinden einen unterschiedlichen Umgang mit den Traditionen (von Reform bis orthodox) und das heißt auch, einen unterschiedlichen Umgang mit Konversionen. Ein Übertritt in einer Reformgemeinde in den USA ist sicherlich leichter (wobei man sich auch da keine falschen Vorstellungen machen sollte, anderthalb oder zwei Jahre Zeit sollte man schon mitbringen) als bei einer ultra-orthodoxen Gemeinde.
Dementsprechend akzeptieren Reformgemeinden auch einen Übertritt bei einer orthodoxen Gemeinde, aber umgekehrt orthodoxe Gemeinden häufig nicht einen Reform-Übertritt.
Drittens kommt es natürlich auch darauf an, aus welchen Gründen man übertritt. Unterschieden wird zumeist zwischen drei Gründen:
1. “Re-Konversion” von Menschen, die jüdische Vorfahren haben.
2. “Liebes-Konversion” zum Zwecke der Eheschließung.
3. “spirituelle Konversion” aus rein religiösen Gründen.
Man kann sich vorstellen, dass “Re-Konversionen” oft am unproblematischsten ablaufen, “Liebes-Konversionen” sind besonders häufig und dabei stellt sich, von Seiten der Gemeinde vor allem die Frage, ob der Konvertit bereit ist, für die “jüdische Identität” der Kinder zu sorgen. (Das heißt auch, die Liebeskonversion ist bei Frauen häufiger als bei Männern, die ja für die Frage ob das Kind als “jüdisch” gilt, nicht so entscheidend sind.) Eine irgendwie heikle Frage – auf die man pragmatisch und ein wenig absurd damit antwortet, dass man verlangt zu beweisen, in der Lage zu sein, einen Haushalt unter Einhaltung der traditionellen Rituale und der Kaschrut (den Koscher-Gesetzen) zu führen. (Was die Mehrheit der Juden ja selbst gar nicht tut) Ob die Konversion nachhaltig ist (selbst wenn man sich nachher vielleicht wieder der üblichen Praxis annähert, es mit Kaschrut und Tradition nicht ganz so ernst zu nehmen), das hängt am Ende vor allem vom Erfolg der Ehe ab…
“Spirituelle Konversionen” werden mit der größten Vorsicht behandelt – und sie erweisen sich tatsächlich auch in der Praxis nicht immer als sehr dauerhaft. Denn wer einmal das Bedürfnis verspürt, sich einem anderen Glauben zuzuwenden, der verspürt dieses Bedürfnis auch oft ein zweites Mal. Als temporäre spirituelle Orientierung hat sich das Judentum freilich in keiner seiner Ausprägungen jemals verstanden.
Jude zu sein heißt ja letztlich, sich auf eine bestimmte historische Erfahrung zu beziehen. Das ist etwas anderes, als ein spirituelles Erlebnis zu suchen. Und zum Judentum zu konvertieren bedeutet, sich dieser historischen Erfahrung anzuschließen, was vermutlich nicht einfach ist. Aber es ist immer wieder in der Geschichte möglich gewesen.
Manchmal machen es auch Konvertiten ihrer jüdischen Umgebung nicht ganz leicht, weil sie die Einhaltung der Traditionen oder das spirituelle Erleben in den Vordergrund stellen – und diesen Anspruch auch an ihre Umgebung stellen. Denn schließlich suchen Konvertiten häufig neue Sicherheit.
Doch man kann Jude sein, ohne gläubig zu sein. Und zum jüdischen Zweifel zu konvertieren ist vielleicht besonders schwierig.
Ab Oktober 2012 zeigt das Jüdische Museum Hohenems (und 2012 auch die Jüdischen Museen in Frankfurt und in München) eine Ausstellung zum Thema Konversion. Dann gibt es auch einen Katalog mit vielen Antworten auf diese Fragen.
Hanno Loewy, Montag, 13. August 2012
So 5. August 2012
Joni Kreutner
Lieber Joni, kennst Du den Unterschied zwischen einem Neurotiker und einem Psychotiker?
Der Psychotiker glaubt, das 2×2=5 ist.
Der Neurotiker weiß, das 2×2=4 ist.
Aber er leidet sehr darunter.
Neurosen sind vielleicht manchmal der Preis dafür, zuviel zu wissen…
Hanno Loewy, Dienstag, 7. August 2012
So 5. August 2012
Joni Kreutner
Schau Joni, es gibt so wenig Juden auf der Welt, und sie werden so oft nach Ihrer Meinung gefragt. Da muss schon jeder zwei Meinungen haben, damit’s nicht langweilig wird…
Hanno Loewy, Dienstag, 7. August 2012
Sa 4. August 2012
Lorenz, Bern
Das fragen sich Juden auch immer wieder. Die traditionelle Antwort darauf lautet: die Juden sind ein Volk und eine Religion. In seinen Ursprüngen war das Judentum eine Stammesreligion unter Stammesreligionen. Aber im Zuge der Entwicklung zu einer monotheistischen Religion wurde das Judentum zu einer Idee. Und damit zu einer Gemeinschaft, der auch man auch beitreten konnte. Das paradoxe Ergebnis dieser Entwicklung ist, dass man Jude sein kann, weil man von Juden abstammt, und deren Geschichte und Erfahrung als eigene erlebt – oder Jude werden kann, wenn man sich dieser Gemeinschaft, ihrer Geschichte und Erfahrung anschließt. Kurz: man kann Jude durch Herkunft sein, ohne religiös sein zu müssen. Und man Jude aus religiösen Gründen sein, ohne von Juden abstammen zu müssen. Je nachdem wird man diese Religion allerdings auch verschieden interpretieren, mehr als eine durch Erfahrung und Geschichte vermittelte Kultur oder als ein System religiöser Regeln, die wiederum voller Erinnerungen stecken…
Hanno Loewy, Montag, 20. August 2012
Ich bin versucht zu antworten: Fragen Sie Ihre jüdische Mutter oder Ihren Rabbiner.
Aber möglicherweise haben Sie beide schon gefragt und waren mit den Antworten nicht zufrieden?
Sie wären nicht der erste Mensch, der sich fragt, “warum ausgerechnet ich?”
Hanno Loewy, Montag, 20. August 2012