Mi 13. Juni 2012
Herzklappen vom Schwein als Transplantat. Für einen Juden unmöglich?
Jodok Müller
So 10. Juni 2012
Conny
Es gibt keine genauen Zahlen, da sich nicht alle Juden, die heute in Vorarlberg leben, öffentlich als solche “deklarieren”, zum Beispiel, in dem sie Mitglied der jüdischen Gemeinde, also der “Israelitischen Kultusgemeinde von Tirol und Vorarlberg” werden.
Es werden 60 bis 100 Menschen sein, die zumeist in den letzten zwanzig Jahren zugewandert sind, aus Israel und Russland, aus den USA oder aus der Schweiz, aus Deutschland oder anderen Ländern der Welt.
Deine Frage nach dem “noch” verdient einen genaueren Blick auf die Geschichte.
Mitte des 19. Jahrhunderts lebten etwa 600 Juden in Vorarlberg, alle in Hohenems, dem einzigen Ort, wo ihnen die Ansiedlung erlaubt war. Mit der Gleichstellung und Ansiedlungsfreiheit seit den 1860er Jahren wurde die Gemeinde in Hohenems immer kleiner, man zog in die Städte, in der Schweiz, in Österreich, Italien, im übrigen Europa und in Übersee. 1938 lebten nur noch 15 Juden in Hohenems, vielleicht 40 in ganz Vorarlberg. 1942 lebte kein Jude mehr in Vorarlberg.
Nach dem Krieg lebten hier mehr als 1000 jüdische Überlebende des Holocaust und wanderten so bald sie konnten in die USA und nach Israel, aber auch nach Wien oder Antwerpen ab. Inzwischen leben wieder mehr Juden in Vorarlberg als vor 1938, Tendenz langsam steigend.
Hanno Loewy, Freitag, 15. Juni 2012
So 10. Juni 2012
MASU
Schon in der Vorbereitung der Ausstellung hat uns überrascht: das ist eine der drei am häufigsten Fragen über und an Juden überhaupt, die in jüdischen Museen gestellt werden.
Bei manchen Fragen sind uns selbst Fragen gekommen. Zum Beispiel die: warum werden immer Juden gefragt, warum es die Beschneidung gibt.
Von den Männern, die auf der Welt beschnitten sind, und zwar aus den unterschiedlichsten Gründen, sind nur ein Bruchteil Juden. Die meisten sind Muslime, christliche Amerikaner, oder Afrikaner und Asiaten unterschiedlichster Religionen. Insgesamt sind 33% der männlichen Weltbevölkerung beschnitten.
Aber bei der Vorbereitung unserer Ausstellung haben wir verblüfft zur Kenntnis genommen, dass die Frage nach der Beschneidung von Juden offenbar die meisten Menschen beschäftigt, mehr als alles andere. Und wir dachten, diese Frage müssten wir einmal an unser Publikum zurückgeben.
Dass diese Frage so häufig (und gerade in Bezug auf das Judentum) gestellt wird, hat uns vor allem deswegen verwundert, da die traditionellen Begründungen dafür, dass verschiedene Kulturen das Ritual der Beschneidung entwickelt haben, ja jeder im Internet nachlesen kann. An Information zu diesem Thema mangelt es wahrlich nicht. Hier ein guter Überblick dazu:
http://de.wikipedia.org/wiki/Zirkumzision
Die Antworten sind vielfältig und reichen von Theorien über das Opfer bis zu hygienischen Motiven. Kontrolle der Sexualität wird als Motiv genannt (obwohl das für heutige Formen von Beschneidung von Männern wohl kaum zutrifft) und natürlich die Abschaffung des Menschenopfers und der Ersatz durch ein symbolisches Opfer. Die verschiedenen Theorien widersprechen einander zum Teil, zum Teil ergänzen sie sich. Auch dass die Beschneidung der männlichen Vorhaut bestimmte Krankheitsrisiken mindert, ist nicht in jedem Fall zweifelsfrei erwiesen, wird aber gerade in den USA allgemein angenommen.
Im Judentum herrscht die Legende vor, dass Abraham seine Söhne als erster beschnitten habe, einer Weisung Gottes entsprechend. »Ich bin der Herr, der dich aus Ur in Chaldäa geführt hat, ich gebe dir das Land zu Besitz. Deine Nachkommen sollen wie die Sterne am Himmel sein« Und in Genesis 17,10-14 steht, dass die Beschneidung der männlichen Nachkommen als Zeichen dieses Bundes dienen soll. Dazu muss man natürlich glauben, dass Gott Weisungen erteilt, und das Abraham wirklich gelebt hat, obwohl er eine mythische Figur ist.
All diese offenen Fragen ändern allerdings nichts daran, dass die Beschneidung für Juden im Laufe der Jahrtausende zum zentralen Symbol der Zugehörigkeit geworden ist, vergleichbar allenfalls dem “Sakrament der Taufe” im Christentum.
Aber die Juden haben das Ritual ja gar nicht erfunden. Es gibt Beschneidungsdarstellungen aus dem alten Ägypten, die sehr viel länger zurückreichen. Und Beschneidungen waren schon zu Zeiten des mythischen Abraham offenbar in verschiedenen Völkern und Stämmen verbreitet. Die Diskussion darüber wird vermutlich weitergehen.
Hanno Loewy, Freitag, 15. Juni 2012
Di 5. Juni 2012
romov
Klar! Wenn man ständig von allen anderen angestarrt wird, fängt man irgendwann an, an sich selbst herunterzuschauen und einen Makel zu suchen. Das kann zur Manie werden.
Seit dem Holocaust gibt es freilich auch ein umgekehrtes Problem. Nach der Erfahrung der vollkommenen Willkür, nach dieser Vernichtung, die ausnahmslos jeden (Juden) treffen sollte, die nur noch “den Juden” kannte, und keine Menschen mehr, nach dieser radikalsten Auslöschung des Menschen als Subjekt seines Handelns, war eher Selbstgerechtigkeit für manche eine natürliche Reaktion. Wenn es für die “anderen” eh keinen Unterschied macht, wer man ist und was man tut, warum dann Verantwortung für das eigene Handeln übernehmen?
Hanno Loewy, Freitag, 8. Juni 2012
Di 5. Juni 2012
Carlo Schudel
Seit dem 19. Jahrhundert wurden beide Begriffe mehr oder weniger synonym verwendet. Sie bedeuten letztlich dasselbe.
In Bayern und in Österreich heißen die jüdischen Gemeinden bis heute Israelitische Kultusgemeinden (ob in München, Wien oder in Tirol und Vorarlberg). Damit ist keineswegs der heutige Staat Israel gemeint, sondern ein Bezug auf das biblische Volk der Israeliten.
Aber auch da besteht kein Bedeutungsunterschied zum Wort “jüdisches Volk”.
Hanno Loewy, Donnerstag, 7. Juni 2012
So 3. Juni 2012
Mirjam
Liebe Mirjam,
ich kenne Deine Nase nicht und weiß deshalb auch nicht was sie heißt. 😉
Hanno Loewy, Dienstag, 5. Juni 2012
So 3. Juni 2012
Gabi Kornfeld
Liebe Frau Kornfeld,
die meisten beleidigten Leberwürste, die ich im Leben kennengelernt habe, waren keine Juden, daher kann ich Ihre Frage nicht gut beantworten. Ich habe bisher nicht einmal herausgefunden, warum Nicht-Juden so schnell beleidigt sind. Möglicherweise liegt das eher daran, was man selbst als “schnell” empfindet. Und was man als “beleidigt” ansieht.
Wenn Juden etwas sind, dann wohl eher “hart im Nehmen”, zumindest glauben viele Juden das inzwischen. Man ist ja einiges gewohnt… Die Blasiertheit, die sich manche dabei zulegen (weil man ja eh “einiges gewohnt ist”), ist freilich auch nicht immer hilfreich. Aber schnell beleidigt sind eher Nicht-Juden, denen man antisemitische Ressentiments unterstellt. Manchmal zu Recht, manchmal zu Unrecht…
Hanno Loewy, Dienstag, 5. Juni 2012
So 3. Juni 2012
Gabriele Eiler
Nein. Es hat auch nie gestimmt.
Hanno Loewy, Dienstag, 5. Juni 2012
So 3. Juni 2012
Gabi Kornfeld
Die erste Frage wäre: wie misst man tatsächlich Intelligenz?
Die zweite Frage ist: wie bestimmt man Gründe dafür?
Alle Versuche, Intelligenztests zu entwickeln, die völlig neutral gegenüber kulturellen und Bildungsvorteilen sind, also sozusagen “Intelligenz pur” messen könnten, sind bislang umstritten.
Aber, halten wir uns zur Not mal an das, was auf dem Markt ist:
1. Herkömmliche Intelligenztests zur Folge sind Japaner im Durchschnitt intelligenter als Deutsche, Franzosen intelligenter als Buschmänner, Chinesen intelligenter als Engländer, Aschkenasische Juden intelligenter als Japaner, und sefardische Juden weniger intelligent als Japaner, aschkenasische Israelis im Durchschnitt weniger intelligent als aschkenasische Juden außerhalb Israels, und aschkenasische Juden sind auch innerhalb Israels angeblich intelligenter als sefardische.
Doch was heißt das??
Das Bevölkerungen mit extrem unterschiedlichem Zugang zu Bildung, Schriftkultur, Universitäten und anderen Ressourcen unterschiedliche Durchschnittsintelligenz aufweisen – und auch dann, wenn sie sich in der gleichen Gesellschaft befinden.
2. Angehörige der gleichen Ethnie weisen unterschiedliche Durchschnittsintelligenz auf, sobald sie sich in unterschiedlichen gesellschaftlichen Zusammenhängen befinden und Zugang zu Bildungsressourcen erhalten. Intelligenz unterliegt offenbar äußeren Faktoren und kann sich steigern. Niemand weiß allerdings, wie lange solche Veränderungen dauern, wie sie weitergegeben werden (durch zweifelsohne wirksame kulturelle und materielle Vorteile oder auch durch sich verändernde Erbanlagen, die ebenfalls “lernfähig” sind?)
3. Auch im gleichen gesellschaftlichen Umfeld können Angehörige unterschiedlicher Ethnien unterschiedliche Durchschnittsintelligenzquotienten aufweisen. Auch in diesem Fall ist freilich nicht nachweisbar, welchen Anteil daran Umweltfaktoren oder genetische Faktoren haben.
4. Bislang hat man bei Untersuchungen von Genomen festgestellt, dass aschkenasische Juden offenbar genetisch für bestimmte Krankheiten etwas anfälliger sind, als andere Menschen. Das ist nichts besonderes. Andere Ethnien sind wiederum für andere Krankheiten anfälliger.
Einen Marker für höhere Intelligenz hat allerdings bislang kein Genforscher feststellen können, weder bei Juden noch bei Japanern oder Chinesen. Und das obwohl alle angestrengt danach suchen. Vielleicht sollte man einfach mal zur Abwechslung nach etwas anderem suchen.
Hanno Loewy, Dienstag, 5. Juni 2012
So 3. Juni 2012
Rosina Schneider
Judenschule war ein Ausdruck, mit dem die Synagoge bezeichnet wurde, die auf Jiddisch häufig einfach “Schul” genannt war, denn die Synagoge war auch ein Ort des Lernens – und oft mit einem Cheder, also einer religiösen Schule verbunden.
Aus “Schul” wurde unter Nichtjuden dann oft die “Judenschule”.
Abfällig über Juden oder Jüdisches zu sprechen ist ja leider nicht selten. So entstand zum Beispiel der Ausspruch “da gehts zu, wie in der Judenschul”. Gemeint ist, da herrscht Unordnung, da wird durcheinander geredet.
Nun redet man in der Synagoge zwar nicht “durcheinander”, aber halt in einer Sprache, die die anderen vielleicht nicht verstehen, und bei den Gebeten reden auch nicht alle immer perfekt gleichzeitig, sondern jeder murmelt sie eben, wie er es gerade kann, vor sich hin. Wer “die Juden” eh nicht mochte, bediente sich bei diesem Bild und sorgte für einen neuen “harmlosen” antisemitischen Bonmot.
Hanno Loewy, Donnerstag, 7. Juni 2012
Was es nicht alles gibt! igitt!
Aber vom Standpunkt der jüdischen Orthodoxie her kein Problem. Ja, das ist auch dem strenggläubigsten Juden ohne Weiteres erlaubt.
Auch wenn die US-amerikanische Krankenhausserie “Grey’s Anatomy” in der Folge “Save me” (1. Staffel, 8. Episode) das Gegenteil suggerierte. Dort wurde ein orthodox lebendes jüdisches Mädchen eingeliefert, das eine lebensrettende Operation verweigerte, in der ihr eine schweinische Herzklappe eingesetzt werden sollte. Alles Unsinn. Schweine soll man nicht essen, sonst darf man so einiges mit ihnen tun. Man darf sogar mit schweinsledernen Bällen Fußballspielen. Aber diese Zeiten sind aus anderen Gründen vorbei.
Hanno Loewy, Freitag, 15. Juni 2012