Der Blog zur Ausstellung im Jüdischen Museum Hohenems www.jm-hohenems.at
Do 14. Juni 2012
Weshalb sich Juden mit der Frage beschäftigen, ob dieser oder jener Mensch wirklich jüdisch oder halbjüdisch oder noch weniger jüdisch ist
Michael Guggenheimer
Lieber Michael,
dafür gibts wahrscheinlich viele Gründe. Als Minderheit, die in der Diaspora ihre Traditionen bewahren will, hat das Judentum sich immer von der christlichen (oder auch muslimischen) Umgebung abgrenzen müssen, um zu überleben. Die meisten Juden in der der Geschichte haben wahrscheinlich dennoch überlebt, weil sie irgendwann die Tradition losgelassen haben. Und vielleicht nie, manchmal aber auch irgendwann wieder zu ihr zurückgekehrt sind. Schon die Fleischtöpfe Ägpytens waren doch eine nette Verlockung, und an den Ufern Babels wurde auch nicht nur geweint, sondern auch gefeiert.
Also, es gibt schon ein lange gepflegtes Misstrauen gegen jene, die sich “entfernen”.
Eine “jüdische Hochzeit” steht auch schon lange auf der traditionellen Wunschliste jener, die sich über den Erhalt der Gemeinschaft mehr Gedanken machen, als über das Wohlergehen des Einzelnen. Und die entsprechenden Konflikte sind so alt wie die Bibel.
Seit dem Holocaust sind all diese Fragen noch einmal verschärft worden. “Amchu”, bist Du “einer von uns”? Nach der Vernichtung hatte diese Frage einen ganz eigenen, zwingenden Klang. Auf wen sonst sollte man sich verlassen? Die Realität war natürlich auch damals eine andere. Schon in den DP-Camps waren die viel gescholtenen “Mischehen” durchaus auf der Tagesordnung.
Und jetzt wollen auch noch Christen Juden werden. Damit stellen sich schon wieder andere, neue Fragen.
Alles in allem gibt es heute wenig Identität, aber viel Identitätsbesessenheit. Und das wiederum ist nicht nur ein jüdisches Problem.
Lieber Michael,
dafür gibts wahrscheinlich viele Gründe. Als Minderheit, die in der Diaspora ihre Traditionen bewahren will, hat das Judentum sich immer von der christlichen (oder auch muslimischen) Umgebung abgrenzen müssen, um zu überleben. Die meisten Juden in der der Geschichte haben wahrscheinlich dennoch überlebt, weil sie irgendwann die Tradition losgelassen haben. Und vielleicht nie, manchmal aber auch irgendwann wieder zu ihr zurückgekehrt sind. Schon die Fleischtöpfe Ägpytens waren doch eine nette Verlockung, und an den Ufern Babels wurde auch nicht nur geweint, sondern auch gefeiert.
Also, es gibt schon ein lange gepflegtes Misstrauen gegen jene, die sich “entfernen”.
Eine “jüdische Hochzeit” steht auch schon lange auf der traditionellen Wunschliste jener, die sich über den Erhalt der Gemeinschaft mehr Gedanken machen, als über das Wohlergehen des Einzelnen. Und die entsprechenden Konflikte sind so alt wie die Bibel.
Seit dem Holocaust sind all diese Fragen noch einmal verschärft worden. “Amchu”, bist Du “einer von uns”? Nach der Vernichtung hatte diese Frage einen ganz eigenen, zwingenden Klang. Auf wen sonst sollte man sich verlassen? Die Realität war natürlich auch damals eine andere. Schon in den DP-Camps waren die viel gescholtenen “Mischehen” durchaus auf der Tagesordnung.
Und jetzt wollen auch noch Christen Juden werden. Damit stellen sich schon wieder andere, neue Fragen.
Alles in allem gibt es heute wenig Identität, aber viel Identitätsbesessenheit. Und das wiederum ist nicht nur ein jüdisches Problem.
Hanno Loewy, Donnerstag, 21. Juni 2012