Di 5. Juni 2012
Gibt es den jüdischen Selbsthass?
romov
Di 5. Juni 2012
Carlo Schudel
Seit dem 19. Jahrhundert wurden beide Begriffe mehr oder weniger synonym verwendet. Sie bedeuten letztlich dasselbe.
In Bayern und in Österreich heißen die jüdischen Gemeinden bis heute Israelitische Kultusgemeinden (ob in München, Wien oder in Tirol und Vorarlberg). Damit ist keineswegs der heutige Staat Israel gemeint, sondern ein Bezug auf das biblische Volk der Israeliten.
Aber auch da besteht kein Bedeutungsunterschied zum Wort “jüdisches Volk”.
Hanno Loewy, Donnerstag, 7. Juni 2012
Klar! Wenn man ständig von allen anderen angestarrt wird, fängt man irgendwann an, an sich selbst herunterzuschauen und einen Makel zu suchen. Das kann zur Manie werden.
Seit dem Holocaust gibt es freilich auch ein umgekehrtes Problem. Nach der Erfahrung der vollkommenen Willkür, nach dieser Vernichtung, die ausnahmslos jeden (Juden) treffen sollte, die nur noch “den Juden” kannte, und keine Menschen mehr, nach dieser radikalsten Auslöschung des Menschen als Subjekt seines Handelns, war eher Selbstgerechtigkeit für manche eine natürliche Reaktion. Wenn es für die “anderen” eh keinen Unterschied macht, wer man ist und was man tut, warum dann Verantwortung für das eigene Handeln übernehmen?
Hanno Loewy, Freitag, 8. Juni 2012