Der Blog zur Ausstellung im Jüdischen Museum Hohenems www.jm-hohenems.at
Di 27. März 2012
Sind alle Juden witzig? Kann man Juden daran erkennen, dass sie über den jüdischen Witz verfügen?
Anne & Joachim
Die erste Frage lässt sich leicht beantworten:
Nehmen wir nur ein Beispiel. Bibi Netanjahu ist sicher einer der unwitzigsten Menschen auf diesem Erdball. Er ist nicht einmal unfreiwillig witzig. Wenn ich ein wenig nachdenke, fallen mir vermutlich noch ziemlich viele andere ein, über die ich niemals lachen könnte.
Die zweite Frage ist sehr viel schwieriger zu beantworten, denn sie enthält selbst schon zwei Fragen.
a.) Gibt es “jüdischen Witz”?
b.) Kann man Juden daran erkennen?
zu a.)
Über den “jüdischen Witz” haben sich schon Legionen von Humortheoretikern ausgelassen, und viele mögliche Motive beschrieben, aus denen sich “jüdischer Witz” bedienen mag und die sich tatsächlich von dem unterscheiden lassen, was man beispielsweise als Motive des sprichwörtlichen britischen Humors identifizieren mag.
1.
– als Minderheit an einem Ort kann man sich entweder auf die Mythen der “eigenen” Heimat und der “eigenen” Nation berufen – so man diese besitzt – und das ist meistens nicht sehr lustig. Oder man hat so was nicht und dann hat man ein Problem.
– Die Juden waren überall in der Minderheit und wurden zugleich von allen ausgesprochen aufmerksam beäugt, denn symbolisch gehörten die Juden schließlich zum “Traditionsbestand” der jeweils anderen. Die ihre eigene Identität mit enteigneten Bilden des “Jüdischen” begründeten (besonders beliebt: die Darstellung eines leidenden Juden, auch “Christus” genannt, die sich einer weltweit unübertroffenen Popularität und massenhaften Verbreitung erfreut).
– Wie also sich selbst wahrnehmen in einer Welt, in der Massen von anderen einen permanent anschauen??
– Es ist nicht ganz leicht, dabei nicht irgendwann Ironie als Selbstschutz zu entwickeln, und zwar eine Ironie, die darin besteht, sich selbst schneller in Frage zu stellen, als es die anderen eh tun.
2.
– Eine schier unendliche Quelle des Humors sind auf der anderen Seite die Zumutungen des eigenen Glaubens, eigentlich nicht des Glaubens, sondern der göttlichen Gebote. 613 von ihnen soll man einhalten, niemand kann sich alle merken, die Strafen sind drakonisch, auch wenn sie nie vollzogen werden. Gott ist fordernd, strafend, vor allem aber: unberechenbar (sonst wäre es ja kein Gott sondern eine Wahrscheinlichkeitsrechnung). Auch angesichts solcher Zumutungen erscheint Ironie einigermaßen unausweichlich, wenn man nicht in Depressionen verfallen will.
– Woody Allen hat es augenscheinlich vorgezogen, es abwechselnd mit beidem zu versuchen.
Die erste Frage lässt sich leicht beantworten:
Nehmen wir nur ein Beispiel. Bibi Netanjahu ist sicher einer der unwitzigsten Menschen auf diesem Erdball. Er ist nicht einmal unfreiwillig witzig. Wenn ich ein wenig nachdenke, fallen mir vermutlich noch ziemlich viele andere ein, über die ich niemals lachen könnte.
Die zweite Frage ist sehr viel schwieriger zu beantworten, denn sie enthält selbst schon zwei Fragen.
a.) Gibt es “jüdischen Witz”?
b.) Kann man Juden daran erkennen?
zu a.)
Über den “jüdischen Witz” haben sich schon Legionen von Humortheoretikern ausgelassen, und viele mögliche Motive beschrieben, aus denen sich “jüdischer Witz” bedienen mag und die sich tatsächlich von dem unterscheiden lassen, was man beispielsweise als Motive des sprichwörtlichen britischen Humors identifizieren mag.
1.
– als Minderheit an einem Ort kann man sich entweder auf die Mythen der “eigenen” Heimat und der “eigenen” Nation berufen – so man diese besitzt – und das ist meistens nicht sehr lustig. Oder man hat so was nicht und dann hat man ein Problem.
– Die Juden waren überall in der Minderheit und wurden zugleich von allen ausgesprochen aufmerksam beäugt, denn symbolisch gehörten die Juden schließlich zum “Traditionsbestand” der jeweils anderen. Die ihre eigene Identität mit enteigneten Bilden des “Jüdischen” begründeten (besonders beliebt: die Darstellung eines leidenden Juden, auch “Christus” genannt, die sich einer weltweit unübertroffenen Popularität und massenhaften Verbreitung erfreut).
– Wie also sich selbst wahrnehmen in einer Welt, in der Massen von anderen einen permanent anschauen??
– Es ist nicht ganz leicht, dabei nicht irgendwann Ironie als Selbstschutz zu entwickeln, und zwar eine Ironie, die darin besteht, sich selbst schneller in Frage zu stellen, als es die anderen eh tun.
2.
– Eine schier unendliche Quelle des Humors sind auf der anderen Seite die Zumutungen des eigenen Glaubens, eigentlich nicht des Glaubens, sondern der göttlichen Gebote. 613 von ihnen soll man einhalten, niemand kann sich alle merken, die Strafen sind drakonisch, auch wenn sie nie vollzogen werden. Gott ist fordernd, strafend, vor allem aber: unberechenbar (sonst wäre es ja kein Gott sondern eine Wahrscheinlichkeitsrechnung). Auch angesichts solcher Zumutungen erscheint Ironie einigermaßen unausweichlich, wenn man nicht in Depressionen verfallen will.
– Woody Allen hat es augenscheinlich vorgezogen, es abwechselnd mit beidem zu versuchen.
b.)
Nein.
Hanno Loewy, Dienstag, 27. März 2012