1.April 2012
Wie wird die jüdische Orthodoxie in der jüdischen Mehrheit in Israel wahrgenommen? Als Skurrilität?

FINNWAR

  • Die jüdische Orthodoxie in Israel wird selbstverständlich ganz unterschiedlich wahrgenommen, je nachdem welchen Standpunkt man in religiösen Fragen einnimmt. Für die Einen praktizieren Orthodoxe den “wahren Glauben”, für die Anderen sinnentleerte komische Rituale aus dem osteuropäischen 19. Jahrhundert.
    Etwas anders verhält es sich mit der Ultraorthodoxie in Israel, die gerade in letzter Zeit immer lauter kritisiert wird:
    700.000 Ultraorthodoxe gibt es in Israel, etwa 10 % der Bevölkerung. Sie sind vom Militärdienst befreit, 60-70% der Männer gehen keiner Arbeit nach und leben von staatlicher Unterstützung. Manche Ultraorthodoxen lehnen den Staat Israel ab, da sie nur den Messias als berufen betrachten, einen neuen jüdischen Staat zu errichten. Die ultraorthodoxen Gruppierungen haben großen innenpolitischen Einfluss und werden von manchen Teilen der jüdischen Bevölkerung wegen ihrer hohen Religiösität hoch angesehen. Ein zunehmend großer Teil der israelischen Gesellschaft wehrt sich jedoch gegen diesen Einfluss und kritisiert vehement die Menschenrechts-Verletzungen, die gerade in puncto der Gleichberechtigung von Mann und Frau fester Bestandteil der ultraorthodoxen Traditionen sind.

    Hannes Sulzenbacher, Montag, 2. April 2012